post Kategorie: Spirit of the Game post Kommentare (0) post13. März 2012

Der „Spirit of the Game“ ist die oberste Regel im Frisbeesport und ausdrücklich die erste Regel des Teamsports Ultimate Frisbee. Dabei handelt es sich nicht nur um den Begriff des „Fairplays“, sondern um eine bis ins Detail ausgearbeitete Handlungsanweisung für die aktiven Spielerinnen und Spieler, die neben ihrer sportlichen Tätigkeit auch alle als Schiedsrichter fungieren. Durch laute Rufe (so genannte „Freeze Calls“) frieren sie das Spiel ein, sofern sie etwas Regelwidriges zu monieren haben. Diese grundlegend andere Art des Zusammenspielens in einen Teamsport erfordert separates Lehrmaterial, das der Flugscheiben-Weltverband (WFDF) und der Deutsche Frisbeesport-Verband in Zukunft entwickeln müssen, um das bevorstehende Wachstum im Juniorenbereich mit dem nötigen Hintergrundwissen vermitteln zu können.

Das Regelwerk schreibt gewissen Handlungen einen Stellenwert zu, der dem „Spirit of the Game“ entspricht (seinen Gegner mit Handschlag begrüßen, sich fürs Spiel zu bedanken, etc.) oder nicht entspricht (wider besseres Wissens das Spiel unterbrechen, absichtlich die Regeln verletzen, seine Gegner einschüchtern etc.). Im Weiteren sorgt ein so genannter Spirit-Bewertungsbogen wenigstens auf offiziellen Meisterschafts-Turnieren innerhalb der einzelnen Teams dafür, dass diese Besonderheit des Sports auch im Bewusstsein der Spielerinnen und Spieler verankert bleibt.

Dieser Spirit-Bewertungsbogen ist sicherlich für Erwachsene sehr geeignet das gegnerische Team zu bewerten, zunächst nach vier Kategorien und abschließend direkt verglichen mit dem eigenen Verhalten. Für Kinder und Jugendliche erscheint mir dieses Verfahren jedoch als zu kompliziert resp. komplex. Meiner Meinung nach müsste hier eine vereinfachte Fassung herhalten (s.u.). Gleichzeitig besteht aber auch die Frage, wie bringen wir die Teams dazu, dieses zusätzliche Ergebnis pro Spiel zuverlässig auszufüllen und abzugeben? Ein Beispiel ist das oben abgebildete Modell (der Ultimate Mixed-DM 2011 2011 in Halle a.d. Saale, s. im Link Frage 7), einen kleinen Bogen pro Tag auszugeben. Der WFDF hat dazu Erläuterungen zum Ausfüllen des Bogens herausgegeben (ins Deutsche übersetzt von Sylvester Przybyla).

Darin heißt es u.a.:  „Wir verstehen, dass der SOTG ein schwer zu fassendes Konzept ist und dass sich Details und Auslegungen zwischen verschiedenen Ländern, Spielniveaus usw. unterscheiden. Halten sich Spieler jedoch an die unten aufgeführten Richtlinien, werden die Ziele des Bewertungssystems erreicht.“ Weiter heißt es darin, dass die Veranstalter zur Duirchfphrung dieser zusätzlichen Auswertung eines Turniers am besten einen Spirit-Beauftragten festlegen, der die Regeln kennt, als integer gilt und nach Sichtung und Auswertung aller Bögen gegebenenfalls mit einzelnen schlecht bewerteten oder schlecht bewertenden Teams spricht. In der Realität ist dieses verfahren dennoch oft mühsam, da pro Spiel nicht nur ein Ergebniszettel, sondern drei nötig einzusammeln sind.

Vior diesem Hintergrund zurück zu Kindern und Jugendlichen, denen das Prinzip des Teamspiels in Eigenverantwortung nahe gebracht werden soll. Das Wichtigste ist natürlich, regelkonformes Verhalten vorzuleben und auf Nachfrage begründen zu können. Wenn es aber um Bewertungsbogen geht, dann galube ich, dass er umso eher ausgefüllt wird, je einfacher er gehalten ist. Die Verantwortung hierfür sollte den Team-Captains übertragen werden, die dazu  (auch laut den offiziellen Erklärungen) notwendig das ganze Team hinzuziehen sollen. Wie es in der WFDF-Erläuterungen weiter heißt (Seite 1 unten, „Wie man den Bewertungsbogen am besten ausfüllt“), dauert diese Prozedur nach einer Weile nur noch eine Minute. Bei der Beurteilung sollten weder Symapthie noch Missgunst einfließen, sondern es geht im Wesentlichen nur um folgende Kategorien:

– Kenntnis und Umsetzung der Regeln: schlecht – normal – sehr gut
– Foulspiel und körperliches Verhalten: schlecht – normal – sehr gut
– Aufrichtigkeit und Fairplay: schlecht – normal – sehr gut
– Positive Einstellung und Selbstbeherrschung: schlecht – normal – sehr gut
– Last not least steht der reflexive Selbstvergleich: Wenn Du das ganze Spiel von außen betrachten würdest, wie war dann unser Spirit verglichen mit ihrem: besser – gleich – schlechter?

Gerade diese abschließende vergleichende Nachbetrachtung, die zu Neutralität und Selbstreflexion zwingt, halte ich für elementar wichtig und äußerst lehrreich! Anstelle der Unterscheidung von Werten zwischen 0 und 4 (in Summe entsprechend zwischen 0 und 20) kämen hier Werte zwischen 0 und 2 (in Summe zwischen 0 und 10 heraus). Heißt es beim üblichen SOTG-Bogen: Ein Gesamtwert von 10 ist Durchschnitt und gut, so wäre hier der Wert von 5 Durchschnitt und gut, alles darüber schon sehr gut. Die Frage ist, bis zu welchem Alter eine solche vereinfachte, hinführende Spirit of the Game-Bewertung sinnvoll ist. Ich glaube, bis zur U14 wäre das angebracht. Spätestens ab der U17 (die momentane Alterseinteilungen erfolgt in Dreijahres-Schritten) wäre dann der normale SOTG-Bogen für Erwachsene in Anwendung zu bringen.

Wer Zeit und Lust hat, kann sich nachfolgend meine 15-minütige Bildschirm-Präsentation zum Thema ansehen (Lautstärke notfalls etwas aufdrehen).

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