post Kategorie: Laterale Führung post Kommentare (0) post27. Mai 2012

Honorarberater der Quirin Bank hatten im Mai ins Bayer Kasino in Leverkusen geladen, um gemeinsam mit Pater Wolfgang Ockenfels, Lehrstuhlinhaber für Christliche Sozialwissenschaften an der Uni Trier, über „Perspektiven für eine verantwortungsvolle Finanzwelt im 21. Jahrhundert“ zu diskutieren. Der Dominikaner-Pater fand keinen einfachen Ausweg aus der „Situation der Ratlosigkeit“, schon weil eine klare Ordnung nicht zu erkennen sei. Der Staat trete nicht mehr als ordnungspolitischer Gestalter, sondern als „Reparaturwerkstätte der Wirtschaft“ auf.

Napoleons Wort von der „Politik als unserem Schicksal“ wurde schon von Walter Rathenau umgemünzt zu „Die Wirtschaft ist unser Schicksal“. Dabei plädierte der Sozialwissenschaftler Ockenfels in einer Linie von Aristoteles über Thomas von Aquin bis heute für Eigenverantwortlichkeit, die durch Eigentum entstehe. Die „Systemrelevanz“ großer Banken oder ganzer Staaten, die zu groß seien, um sie untergehen lassen zu können, führe zwangsläufig in eine Krise der Politikordnung und in der Folge in eine des Sozialstaates.

Der Ausflug in die Geschichte half bei der Analyse nicht viel weiter: Banken sind zur Zeit der Medici etwa im 12. Jahrhundert nach Christus entstanden. Zinsen dienten erst als Ausgleich für entgangenen Konsum sowie später für das Ausfallrisiko. Das Wort Kredit stammt vom lateinischen „Credo“ ab, dies lege einen „Glauben an den Gläubiger“ nahe, beziehungsweise eine gegenseitige Glaubwürdigkeit. In der heutigen Zeit spielt die stetig wachsende Geldmenge ohne realen Gegenwert eine bedeutende Rolle. Der Staat habe daher im ersten Schritt die Pflicht, seine Einnahmen zu erhöhen und seine Ausgaben drastisch zu reduzieren.

In der Folge kam auch in der Diskussion die Rede auf die Kultur des kompetenten Konsumenten, der gerade in Zeiten sozialer Medien durch die Auswahl moralisch vertretbarer Produkte und Dienstleistungen Macht ausüben könne. An Gewissen und Maßhalten wurde appelliert im Sinne einer praktischen Orientierung an Normen. Es liege somit auch an den Bürgern die Banken zu fordern, die sie verdienten. Ethik aber lasse sich nicht durch Gesetze verordnen und durch sie auch nicht kompensieren, Moral ließe sich grundsätzlich nicht erzwingen, sondern nur durch das „selbstverständliche Vorleben zentraler Inhalte“ vermitteln.

Problematisiert wurde zuletzt auch die Selbstbezüglichkeit des Geldes, wonach es nicht funktioniere nur mit Geld Geld zu verdienen (siehe das Problem der steigenden Geldmenge). Doch habe ich persönlich zwei Grundbegriffe aus dem sehr spannenden, wenn auch teilweise etwas im Vagen bleibenden Abend mitgenommen, bei denen ich den Rückbezug zum Frisbeesport mit seinem Prinzip der Selbstregulierung im Teamsport Ultimate herstellen kann:

1. Eigenverantwortung – Im Bankenwesen wie auch im Staatsrecht müssen Ansätze eines Haftungsrechts geschaffen werden, die einen verantwortungsvollen und nachvollziehbaren Umgang mit Geldmengen stärken. Schon der geschäftsführende Vorstand jedes Sportvereins steht gemäß § 26 BGB mit seinem Privatvermögen in der Haftung, wenn er grob fahrlässig handelt. Im Ultimate Frisbee bin ich mit jeder Auffassung, die ich in strittigen Situationen einem Gegenspieler gegenüber vertrete, eigenverantwortlich aktiv. Das schärft das Bewusstsein für die Tücken des Handelns (Wer nichts macht, macht auch keinen Fehler. – Durch jede Entscheidung zu einer Aktion verstoße ich die Möglichkeiten zig anderer Aktionen. – Wer handelt, lädt insofern immer schon Schuld auf sich.)

2. Vermittlung ethischer Grundsätze – Die Quirin Bank macht auf reflexive, sympathische Art vor, ihr eigenen Berufsstand zu hinterfragen und in einem eigenen Buch „Die neuen Gesetze des Private Banking“ aktiv den Weg aus einer nicht zutreffenden, kollektiven Schuldzuweisung heraus zu finden. Schriftmaterial ist in meinen Augen absolut notwendig, um sich nachvollziehbar zu positionieren, bzw. um die geistige Arbeit in Gang zu setzen oder zu halten. In diesem Sinne schwebt mir eine Art „Ethik-Handlungsschein“ vor, der analog zum Führerschein eine Reihe von Blättern mit Multiple Choice-Fragen beinhaltet zu konkreten Situationen im täglichen Umgang miteinander. Das Regelwerk des Sportes Ultimate Frisbee ist das einzig mir bekannte, das ausdrücklich verschiedene Handlungsweisen auf dem Spielfeld lobt und tadelt. Eine gegenseitige Bewertung beider Teams nach dem Spiel im Sinne einer Fairplay-Bewertung (hier benannt „Spirit of the Game“) ließe sich ebenfalls auf geschäftliche Umgangsformen übertragen.

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