post Kategorie: Spirit of the Game post Kommentar (1) post25. November 2013

KStA_21.22.2013_Kinder-entscheidenWas im Frisbeesport gang und gäbe ist: Eigenverantwortliches Handeln zur selbstständigen Regulierung des Spielverlaufs zwischen den Teams – dieses Prinzip hat nun auch den Eingang in den Fußballkreis Köln gefunden. Die so genannte „FairPlayLiga“ läuft als bundesweites Pilotprojekt bei den D-Junioren in der Staffel 7 der Kreisklasse.

Sven Winterschladen hat dem Projekt und seinem Erfinder Ralf Klohr jüngst einen ausführlichen Bericht im Kölner Stadt-Anzeiger gewidmet. Bereits vor acht Jahren hatte er die Idee, eine solche FairPlayLiga für die noch jüngeren E- und F-Junioren (Kinder im Alter zwischen 6 und 10) zu gründen. Daraufhin wurde er in den Arbeitskreis Fairplay des Deutschen Fußball-Bundes berufen.

Die Regeln der FairPlayLiga werden mit folgenden Eckpunkten beschrieben:

1. Es gibt keinen externen Schiedsrichter, die Spieler entscheiden selbst über die Einhaltung der Spielregeln (exakt wie im Teamsport Ultimate Frisbee),

2. Die Trainer sollen sich ihrer Vorbildfunktion bewusst sein und die Kinder aus einer gemeinsamen Coachingzone zurückhaltend unterweisen, und

3. Zuschauer und Eltern halten mindestens 15 Meter Abstand zum Spielfeld. Zum zweiten Punkt liegt der Vergleich zum Ultimate ebenfalls nahe, denn es heißt ausdrücklich in ersten Paragrafen zum „Spirit of the Game“:

„1.7. Die Mannschaften sind die Bewahrer des Spirit of the Game und müssen daher 1.7.1. Verantwortung übernehmen, um den eigenen Spielern die Regeln und den Spirit zu vermitteln.“

KStA_21.22.2013_Pilotprojekt-FairPlayLigaWas die 15 Meter Abstand betrifft, ist das vermutlich gegenüber der Praxis im Fußball, wobei die Eltern oft die schlimmsten Aggressoren sind, gerechtfertigt. Zum Vergleich: Bei Meisterschaftsturnieren werden rings um das Feld zwei Meter-Abstandslinien gezogen, in denen nur die Mitspieler, aber keine Zuschauer sein dürfen. Bezogen auf die junge Altersklasse sehe ich den Einstieg bereits in der F-Jugend etwas kritisch. Einerseits ist es natürlich genau richtig, schon und gerade den Jüngsten klarzumachen, dass es nicht nur ums Gewinnen, und schon gar nicht mit allen Mitteln, auch jenseits des Fairplays geht.

Andererseits habe ich aber erhebliche Zweifel, ob Sechs- bis Siebenjährige bereits den grundsätzlichen Gedanken des Fairplays realisieren und umsetzen können. Gemäß Zitat der Fairplay-Kommisison der Unesco bedeutet Fairplay im Kern nämlich, „vom anderen her zu denken“. In den Ultimate-Regeln, die auf eine bereits 45-jährige Tradition des Teamsports ohne externen Schiedsrichter zurückblicken, steht zu diesem Punkt zudem:

„1.8. Wenn ein Anfänger aus Unwissen eine Regel verletzt, sind erfahrene Spieler verpflichtet, die Regelverletzung zu erklären.
1.9. In Spielen mit Anfängern und jungen Spielern kann ein erfahrener Spieler hinzugezogen werden, der Regeln erklärt und bei Meinungsverschiedenheiten hilft.“

Fairplay-Grundlagen-Vergleich Gerade die jungen Spieler, die sich klarerweise in vielen Regeln noch nicht hundertprozentig auskennen, bedürfen der Unterstützung durch erfahrene Spieler. Im Beispiel der FairPlayLiga verhält es sich nun aber so, dass im Pilotprojekt mit der D-Jugend die elf- bis zwölfjährigen Spieler lediglich über Einwurf, Abstoß und Eckball selbst entscheiden. Bei Uneinigkeiten tritt ein Schiedsrichter als Moderator auf.

Mich würde das Verfahren interessieren, wonach hier vorgegangen wird. Immerhin besteht im Ultimate ein sehr bewährtes Verfahren zur Fortführung des Spiels. Erwähnt ist auch, dass Respekt verlangt wird, um eine Einigung herbeizuführen. Das beruhigt mich ungemein. Denn Fairplay benötigt eine Haltung. In den Ultimate-Regeln wird auch dieser Umstand wie ich finde sehr schön und zutreffend beschrieben:

„1.4. Hoher kämpferischer Einsatz wird zwar gefördert, darf aber niemals auf Kosten gegenseitigen Respekts, des Festhaltens an den vereinbarten Spielregeln oder der Freude am Spiel gehen.“

Handlungs-Tableau aus dem Ultimate-Regelwerk des WFDFIch habe die Anforderungen an das praktizierte Fairplay einmal gegenübergestellt am Beispiel des traditionellen Ball-Golfs, das seit langem ebenfalls einen „Spirit of the Game“ für sich beansprucht, sowie den drei am weitesten verbreiteten Frisbeesportarten Ultimate, Disc Golf und Freestyle. Neben Respekt ist die Ehrlichkeit als Grundeinstellung unverzichtbar, sowie die klare Vorgabe von Verhaltensweisen – umso konkrekter umso besser. Ich verweise dazu nur auf die Unterpunkte 1.5. und 1.6. der Ultimate-Regeln, die Beispiele des Verhaltens nennen, die wünschenswert und solche, die nicht wünschenswert sind. Das sind für mich mit entscheidende Punkte des Regelwerks, die dafür sorgen, dass schon Kinder als Entscheidungsträger agieren können!

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#1

[…] wie für Funktionäre gilt: nur nicht erwischen lassen.“ Die im beitrag behandelte Fairplay-Liga (vgl. meinen Beitrag auf frisbee-sport.de) ist nur ein erster Schritt, um etwas zu […]

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