post Kategorie: Spirit of the Game post Kommentare (0) post17. Februar 2012

Ein witziges Foto, das ich erst bei Facebook und dann auf dem Blog des US-Amerikaners Gregroy Pike gesehen habe, hat mich dazu angeregt, über die Missverständnisse nachzudenken, mit denen es Ultimate-Spieler immer wieder zu tun haben. Na klar, viele Außenstehende denken bei “Frisbee spielen” entweder an Vergnügen mit dem Hund, an belangloses Hin- und Herwerfen oder allenfalls an “Hippie-Sport”. Dass es sich ganz anders verhält, will ich nur mal in Kürze aufrollen.

Dass Ultimate ein Teamsport ist, hat sich vielleicht schon herum gesprochen, 7 gegen 7 im Freien, 5 gegen 5 in der Halle oder auf Sand. Vielleicht hast Du auch schon mal gesehen, dass es sich dabei um einen Endzonensport handelt, bei dem jeder der fängt, stehen bleiben muss (und ein Standbein etabliert, ähnlich wie beim Basketball) und alle anderen sich frei bewegen dürfen, mit dem Ziel, genau in der Endzone zu fangen, um dadurch Punkt um Punkt zu erzielen.

Bei dem Sport geht es um Wurftechnik, um Antritt und Kondition sowie um Laufwege und taktische Varianten. Ein klassisches Missverständnis der Zuschauer, die den Sport erstmals live erleben, ist dass er „mit 10 Regeln auskommt„, weil die wichtigsten zehn Regeln zusammengefasst auf ein Papier passen. Im Gegenteil erfordert das Spielen (wenigstens auf hohem Niveau) jedoch eine sehr genaue Regelkenntnis – auch weil die offizielle Regelgrundlage immer weiter entwickelt und aktualisiert wird. Und für neue Zuschauer ist es ohne Moderation oft sehr schwierig dem Sport zu folgen, eben weil es keinen Schiedsrichter gibt. Keine Pfiffe, keine Verwarnungen, sondern lediglich Unterbrechungen durch begründete Rufe der involvierten Spieler (so genannte „Freeze Calls“).

Auch innerhalb der Spielerschaft besteht eine unterschiedliche Auffassung bezüglich der ersten und obersten Regel des Sportes, zusammengefasst unter dem Schlagwort „Spirit of the Game“. Demnach lautet die Forderung: „Alle Spieler sind selbst dafür verantwortlich, die Regeln zu befolgen und deren Einhaltung zu überwachen. Ultimate beruht auf dem Spirit of the Game, der die Verantwortung des Fair Plays jedem Spieler als wichtigste Aufgabe überträgt.“ Aber wie sich dieser „Spirit of the Game“ bemessen lässt, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen. Die einen meinen, der beste Spirit zeigt sich darin, dass es anschließend möglichst nichts Böses über das Spiel zu sagen gibt. Die anderen bevorzugen eine stete Bewusstmachung des richtigen Verhaltens.

Dazu wird bei Meisterschaften nach jedem Spiel die gegnerische Mannschaft auf einem Bogen bewertet, nach der Kenntnis und der Anwendung der Regeln, nach (unerwünschtem) Körperkontakt, Aufrichtigkeit, der Selbstbeherrschung und einem Vergleich zwischen dem eigenen und dem gegnerischen Team. Am Ende eines Turniers werden sämtliche Ergebnisse eines Teams aufgerechnet und das Team mit dem höchsten SotG-Wert erhält einen Spiritpreis. In früheren Zeiten war es häufig einfach das lustigste Team auf einem Turnier oder dasjenige mit den witzigsten Interaktionen nach einem Spiel oder dasjenige, das allen anderen leid tat, das diesen Spiritpreis erhielt.

Durch das Ausfüllen von Bewertungsbögen seit einigen Jahren wird die Bedeutung dieses Preises nochmals aufgewertet. Auch bezüglich des Stellenwerts des „Spirit-Preises“ gehen die Meinungen der Spieler auseinander. Die einen sagen: „Ist mir doch egal, ich will gewinnen!„, die anderen: „Das ist mir fast noch wichtiger als der Turniersieg!“ Diese Haltung ist sicher ebenso außergewöhnlich wie das Verfahren selbst, das es bei keinem anderen Sport gibt. Eine der besten „Übersetzungen“ für den „Spirit of the Game“ lautet für mich: „Respekt vor dem Gegenspieler, selbst unter Adrenalin“. Gewinnen wollen, ja sicher doch, aber eben nicht um jeden Preis.

Eine Umfrage von Sarah Franchini im Jahr 2010 hat ergeben, dass jüngere Spieler eher denken, ein Schiedsrichter könnte mehr Klarheit und Verlässlichkeit ins Spiel bringen. Diese Ansicht kehrt sich mit zunehmendem Alter der Spieler ins Gegenteil um. Denkst Du, der Spirit of the Game beruht auf einem Missverständnis, wonach sich Ultimate-Spieler besser auf einen Schiedsrichter verlassen sollten? Ich glaube es ehrlich gesagt nicht. Ich halte die bestehenden Regeln nach wie vor für die spannendste Herausforderung an Teamsport-Erlebnissen, die denkbar ist!

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