post Kategorie: Spirit of the Game post Kommentare (0) post2. Juli 2012

Nachbetrachtung zum Interview mit Bernhard Otto, dem DFV Ultimate-Vorstand, im Kölner Stadt-Anzeiger vom 28.06.2012. Im Gespräch mit Jan-Niklas Nikodem und Yannick Houdard äußerte sich der Open Ultimate-Nationalspieler kurz vor der Weltmeisterschaft in Japan über die Wertevermittlung im Ultimate sowie zu Visionen und Chancen der deutschen Teams bei der WM.

Ich habe nachfolgend das gesamte Interview abgetippt – wie auch auf der Verbandsseite – weil ich es extrem wichtig finde, dass dieser Punkt immer wieder und hier sogar in aller Öffentlichkeit thematisiert wird.

Wichtiger noch als die Fragen der Vorbildlichkeit unseres Teamsports ohne externe Schiedsrichter oder der Anwendbarkeit auf andere Sportarten erscheint mir die (zentrale) Frage nach der Wichtigkeit der Vermittlung gesellschaftlicher Werte. Ich möchte Bernhard an dieser Stelle sowieso einmal ein großes Lob aussprechen, weil er die Fragen auch zum sportpolitischen Hintergrund alle sehr kurz und präzise beantwortet hat – und dazu ganz entsprechend meiner eigenen Auffassung.

Doch noch wichtiger erscheinen mir die drei in dieser Antwort genannten Begriffe des Respekts nicht nur als vorgegebenes Verhalten, sondern als Grundvoraussetzung zum Funktionieren dieses Sports, der Eigenverantwortung, die eine umfassende Regelkenntnis erforderlich macht (anders geht es nicht, Verantwortung zu übernehmen), und der Konfliktlösung. Hier komme ich mit meinem Ansatz des Sportes Ultimate als Beispiel für laterale Führung: Sich wie im Arbeitsleben auf Augenhöhe begegnen und handlungsfähig bleiben, auch ohne dass es ein Chef befiehlt.

Über weitere Anregungen zur praktischen Vermittlung dieser Werte würde ich mich sehr freuen!

Herr Otto, Ultimate als Untersportart des Deutschen Frisbeesport-Verbandes hat den Fair Play Preis 2011 gewonnen, der vom DOSB, also dem Deutschen Olympischen Sportbund vergeben wird. Macht Sie das stolz?

Bernhard Otto: Ja, auf so eine Auszeichnung kann man stolz sein. Es ist nicht selbstverständlich, dass eine noch nicht anerkannte Sportart so eine wichtige Auszeichnung des DOSB verliehen bekommt.

Ist Ihr Sport regeltechnisch ein Vorbild für andere Sportarten?

Otto: Der Grundgedanke beim Ultimate ist, dass kein Spieler absichtlich die Regeln bricht. Daher werden unabsichtliche Regelübertretungen nicht bestraft, sondern das Spiel wird so fortgesetzt, wie es ohne die Übertretung gelaufen wäre. Für andere Sportarten mit Schiedsrichtern ist dieses Konzept wohl nicht so leicht zu übernehmen.

Kann man ihrer Meinung nach das Kein-Schiedsrichter-Konzept auch auf andere Sportarten anwenden?

Otto: Das Spielen ohne Schiedsrichter auch auf höchstem internationalem Niveau ist nicht einfach. Man muss trotz hohen körperlichen und mentalen Einsatzes rational bleiben und bei knappen Entscheidungen nicht in Wunschdenken verfallen. Ultimate-Spieler werden von Beginn ihrer sportlichen Laufbahn an dazu erzogen. Ich befürchte, wenn man in einer anderen Sportart plötzlich die Schiedsrichter abschaffen würde, würden viele Spiele im Chaos enden.

Wie schätzen Sie die Wichtigkeit Ihres Sports zur Vermittlung gesellschaftlicher Werte ein?

Otto: Insbesondere Jugendlichen können durch Ultimate viele Werte wie Respekt und Eigenverantwortung vermittelt werden. Auch das Lösen von Konflikten im Dialog ohne einen Richter von außen lehrt etwas für den Alltag.

Die Sportart streckt ja noch in den Kinderschuhen? Wie sieht ihre Zukunft aus?

Otto: Hier kann man über den Teich nach Amerika, dem Mutterland von Ultimate, schauen. Dort wird der Sport an jeder Schule und Hochschule gespielt. Durch den hohen Bekanntheitsgrad  steht Ultimate dort im Breitensport auf einer extrem großen Basis.

Sie selbst spielen in diesem Jahr für Deutschland bei der WM in Japan (vom 07.-14. Juli in Sakai, Anm. d. Red.). Wie stehen die Chancen?

Otto: Ich spiele in der Open Division auf der WM. Nach dem dritten Platz bei der EM 2011 wollen wir bestes europäisches Team werden und uns mindestens für das Viertelfinale qualifizieren. Danach ist alles möglich, wobei ein Sieg gegen einen der großen drei, USA, Kanada und Japan, eine riesige Sensation wäre.

Ihr Verband ist sehr daran interessiert, Mitglied des DOSB zu werden. Wie wichtig ist dafür die WM?

Otto: Durch ein gutes Abschneiden der deutschen Teams in Japan können wir uns als eines von sechs Teams für die World Games der nicht olympischen Sportarten 2013 in Kolumbien qualifizieren. Das würde uns natürlich sehr gute Argumente für eine Mitgliedschaft im DOSB liefern.

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