post Kategorie: Spirit of the Game post Kommentare (0) post26. September 2012

Ende August haben Andrew G. Haldane, Geschäftsführer für Finanzstabilität der Bank of England und sein Kollege, der Ökonom Vasileios Madouros in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming einen Vortrag unter dem Titel „The Dog and the Frisbee“ gehalten. Anlass war das 36. Economic Policy Symposium der Federal Reserve Bank of Kansas City zum Thema „The Changing Policy Landscape“, über das heise.de berichtete. Tenor der Ausführungen war, ähnlich schwer wie das Fangen einer Frisbee ist es eine Krise zu erfassen. Warum gelingt es dann aber sogar vielen Hunden, eine Frisbee zu fangen, selbst wenn sie Newtons Gesetz der Schwerkraft nicht verstehen können?

Zur Frage, wie das so kompliziert erscheinende Fangen einer Frisbee möglich sei, zitieren die Redner nicht näher benannte Studien, wonach belegt sei, dass die Faustregel von Hunden und Menschen beim Frisbeefangen ist, möglicht in einer solchen Geschwindigkeit zu laufen, dass der Blickwinkel auf die Frisbee ungefähr der gleiche bleibe. Ein interessanter Ansatz, der jedoch wenig zum Thema beiträgt.

Die Autoren kommen zum Schluss, dass die zunehmende Komplexität der Finanzmärkte nicht durch eine ebenso zunehmende Komplexität der Kontrollmechanismen beherrschbar würde. “As you do not fight fire with fire, you do not fight complexity with complexity.” Denn Komplexität erzeuge nicht grundsätzlich Risiken, sondern Unsicherheit. Daher müsse die Regulierung auf einfache Weise geschehen (konkrete Vorschläge dazu habe ich als Nicht-Ökonom jedoch nicht gefunden). Dabei gibt ihnen die Tatsache zu denken, dass nicht einmal eine so außergewöhnliche Krise wie die jetzige dazu in der Lage sei, eine Änderungen der Kontrollmechanismen herbeizuführen. Was sonst könnte dies bewirken, fragen sie. Sie schließen ihre Zusammenfassung mit der Aussage, heutige Regulatoren darum zu bitten, uns mit den Werkzeugen der Vergangenheit vor den Krisen der Zukunft zu schützen, sei damit vergleichbar, einen Border Collie darum zu bitten, eine Frisbee erst nach Anwendung des Newtonschen Gesetzes der Schwerkraft zu fangen.

Auf die rhetorische Frage, was dazu in der Lage sei, unsere Kontrollmechanismen zu ändern, möchte ich die gewagte These äußern, dass es nur ein Umdenken im Umgang miteinander sein kann. Da sind wir beim Frisbeesport in der richtigen Ecke. Denn im Endzonensport Ultimate Frisbee geht es ebenso um einfache Kontrollmechanismen durchaus komplexer Spielregeln, bei denen es Vieles zu bedenken gibt. Neben den Fragen, ob ein Fänger „in“ war, ob die Scheibe sicher gefangen und kontrolliert wurde oder ob bei einer Körperberührung ein Foul vorlag, geht es dabei vor allem um die Haltung, die die einzelnen Spieler, aber auch die Teams als Ganzes in der sportlichen Auseinandersetzung an den Tag legen.

Diese Haltung lässt sich in Kontrast setzen zu derjenigen von Bankern, wenn möglicherweise die viel zitierte Gier mit ihnen durchgeht. Ein klares Fundament einer ethischen Grundordnung, ein verlässlicher Verhaltenskodex und eine moralische Instanz sind dringend erforderlich, um Wildwuchs nicht erst zu verhindern, wenn er an allen Ecken und Enden durchbricht, sondern intrapersonell, in Übereinstimmung mit dem eigenen Gewissen. In ähnlicher Weise, wie Ultimate-Spieler weltweit unter größter Anspannung dennoch dazu in der Lage sein müssen, in Konfliktsituationen herunterzufahren und die Meinung eines Gegenspielers als eine andere Meinung zu respektieren, so müssen auch Geschäftsleute dazu in der Lage sein, bei „krummen Touren“ auf ihre innere Stimme zu hören und dagegen Position zu beziehen. Das unterscheidet uns Menschen klar von Hunden.

Im Teamsport Ultimate wird die Verantwortung für den regelgerechten Ablauf des Spiels auf die Mitspielenden selbst gelegt, wobei sie in Kenntnis und unter Anwendung der Regeln als Schiedsrichter agieren, denn einen externen Schiedsrichter gibt es nicht. Das entspricht den Erfahrungen in der Geschäftswelt. Es gibt bei vielen Geschäften keinen, der mich kontrolliert; dennoch muss ich in Einklang mit den herrschenden Gesetzen und Ordnungen agieren, und in Einklang mit meiner lebendigen Überzeugung davon, was richtig und was falsch ist. In diesem Sinne taugt Ultimate Frisbee für Manager jeder Couleur als eine hervorragende Übung zur Stärkung der Selbstreflexion, der Selbstbeobachtung und der freiwilligen Selbstkontrolle. Der „Spirit of the Game“, der als Handlungskonzept des angewandten Fairplays funktioniert kann dabei als eine Vorlage für die Überprüfung und Tragweite eines „Corporate Spirit“ dienen. Ich biete solche Kurse übrigens an, bei Interesse bitte mailen an jb@reizwort.de.

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