post Kategorie: Spirit of the Game post Kommentare (0) post12. August 2012

… heißt auch, zu erkennen, ob Sportler fair sind (im Sinne von chemisch sauber, aber auch im Sinne von sportlich fair gegenüber ihren Konkurrenten). Daher finde ich es so toll, dass im Teamsport Ultimate Frisbee nicht nur die sportliche Wertung zählt, sondern daneben auch eine „Spirit-Wertung“ vogenommen wird. Diese bemisst sich nach den gegenseitigen Bewertungen der Teams, die jeweils gegeneinander gespielt haben: Ein einzigartiges Projekt. Vielleicht eine Alternativ zu Medaillen- und Zielvereinbarungen, die indirekt Doping-Strategien Vorschub leisten.

Bei den zurückliegenden Ultimate-Weltmeisterschaften in Japan hat Deutschland in allen fünf Spielklassen mitgemischt und sportlich Rang sechs belegt (alle Teams unter den besten acht). Was mich noch mehr freut, ist, dass in der erstmals ausgespielten Frauen Matsers-Klasse Deutschland Spirit-Gold gewonnen hat, die deutschen Herren (in der Open-Spielklasse) Silber, ebenso wie Mixed, die Open Masters Bronze und die deutschen Frauen auf Rang 4 gelandet sind.

Diese Werte sind Ausdruck dessen, dass die Teams
a) die Regeln kennen
b) gemäß der Regeln agieren und
c) ihre Geltung eigenverantwortlich zur Geltung bringen.

Denn im Ultimate wird ohne externe Schiedsrichter gespielt. Lediglich der Anpfiff zum ersten Anwurf sowie das Einhalten von Zeitvereinbarungen (nach einem Punkt bis zu nächsten Anwurf, bei Halbzeiten oder bei Auszeiten) regelt das Kampfgericht, das zudem auch die Punkte zählt. Zugegeben ein fantastisches Konzept, das sich bei natioanlen , kontinentalen und Weltmeisterschaften ebenso wie bei den World Games unter der Schirmherrschaft des IOC bewährt. Für die WG 2013 in Kolumbien wurde Ultimate übrigens zur Botschafter-Disziplin des Fairplays ernannt.

Natürlich ist es ein Unterschied, ob Du einen Teamsport wie Ultimate oder Hockey (größter Respekt zu zweimal Olympia-Gold in Folge!) spielst oder ob Du Individualathlet bist. Das Grundproblem in Deutschland scheint aber doch die gesellschaftliche Stellung von Sportarten abseits von Fußball, Formel 1, Boxen und Wintersport zu sein. Interessant ist auch der Vergleich zu den Sportförderkonzepten in Australien (mit Einschränkungen gescheitert) und Großbritannien (für den Moment erstaulich gelungen). Dabei hat GB nach SID-Informationen (siehe Video) in den vergangenen zehn Jahren 330 Millionen Euro in Trainingsprogramme des Spitzensports investiert. Laut Jörg Winterfurt im Kölner Stadt-Anzeiger investiert Deutschland 130 Millionen Euro durch das Bundesinnenministerium sowie weitere 60 Millionen durch das Verteidigungsministerium – pro Jahr!

Dennoch erhalten Trainer in Deutschland ein Bruchteil des Geldes wie in anderen Ländern (dasselbe Phänomen führt auch in Australien zu einer Abwanderung von Trainern) und jugendliche Top-Athleten scheinen nur noch dann eine Siegeschance zu haben, wenn sie sich quasi einkaserniert und abgeschottet von jeder „weltlichen“ Ablenkung für vier Jahre ganz dem Sport und dem Sportförderprogramm hingeben (etwa wie im Falle des Deutschland-Achters). Es geht – wie in der „Spirit-Bewertung“ beim Ultimate verdeutlicht – auch darum, als faier Sportsmensch sein Land zu repräsentieren, und dies in einer möglichst unverkrampften und sympathischen Weise – „Sportsmanship“, wie sie schon im Kinderfilm „Cars“ gelehrt wird.

Sicherlich ist Hingabe wesentlich für Erfolg im Sport, doch es sollte auch ein Leben neben dem Sport geben und es geht genauso um Haltung. Der Sinn von Zielvereinbarungen sollte in meinen Augen sein, realistisch einschätzen zu was eine Athletin oder ein Athlet zu leisten vermag, welche Leistungen realistisch sind und inwieweit es dann gerechtfertigt erscheint, in einer bestimmten Sportart die- oder denjenigen nach Olympia zu schicken. Die festgehaltenen und nur auf Druck eines Gerichts herausgegebenen Medaillenvorstellungen sind in der Tat komplett unrealistisch und scheinen nur dazu geeignet einen Druck aufzubauen, der mit fairen Mitteln kaum jemals umgesetzt werden könnte.  

Ein anderes Problem ist die Qualifikation in Teamsportarten, die von vielen deutschen Teams leider verpasst wurde. Vermutlich ist auch hier die Trainersituation zwischen Verbänden und Vereinen entscheidend. Sie sollte ebenso transparent sein, wie das Verhältnis zwischen dem DOSB und den einzelnen Sportdachverbänden. Das ist sie derzeit in beiden Fällen leider nicht immer.

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