post Kategorie: Spirit of the Game post Kommentare (0) post27. Dezember 2012

Parallelen zwischen sportlichem Fairplay und Wirtschaftsethik – Mitte Dezember habe ich an einer Tagung an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in Rheinbach zu unternehmerischer Verantwortung teilgenommen. Die Vorträge und Diskussionen rund um CSR („Corporate Social Responsibility“) ergaben weitreichende Unterschiede im Verständnis von gesellschaftlicher Verantwortung und dem Willen, diese wahrzunehmen. Ähnliche Phänomene sind im Sport zu beobachten, wenn es um Fragen des Fairplays geht.

Zuerst einmal ging es um die Frage, worin sich die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen (CSR) zeigt. Der gute Unternehmer denkt traditionell, dass mit seinem Beitrag zum Bruttosozialprodukt und seinen Steuern der Allgemeinheit bereits genug gedient ist. Als Arbeitgeber tut er ein Weiteres für das Gemeinwohl. Darüber hinaus gehende CSR ist nach Auffassung der Experten aber nicht dadurch getan, dass ein Teil des Gewinns guten Zwecken gespendet wird. Vielmehr müsse der Gewinn auf moralische und nachhaltige Weise erwirtschaftet werden.

Zu diesem Verhalten können die Unternehmen jedoch nicht gezwungen werden. Zwar gibt es eine Berichtspflicht für große, aktiennotierte Unternehmen. Doch die so genannten Nachhaltigkeitsberichte weisen keinen einheitlichen Maßstab zur Bewertung des verantwortlichen Handelns auf. Oft sind sie kaum das Papier wert, auf dem sie stehen. Bereits in den verschiedenen Foren der Tagung zeigten sich große Unterschiede der Auffassung, obwohl fast nur Befürworter von CSR daran teilnahmen. Vertreter von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) waren nicht zugegen, ebenso wenig wie diejenigen von Unternehmen, die sich vor entsprechenden Zusagen drücken, solange sie nicht dazu gezwungen werden.

Auch waren nur wenige Studenten auf der Tagung, obwohl die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg in einem anlässlich der Tagung frei geschalteten „CSR-Atlas NRW“ mit ihrem Lehr- und Forschungsangebot bereits sehr gut bewertet wurde. Der Hochschul-Präsident Hartmut Ihne forderte, dass Verantwortung in allen Studiengängen stärker gelehrt werden müsste, ähnlich wie dies in Großbritannien der Fall ist. Damit zum Verhalten auf dem Spielfeld: Im Sport wird den Akteuren früh ein Fairplay-Verhalten nahegelegt. Zudem sind die Erfahrungen von Gewinnen und Verlieren charakterbildend.

Verantwortlichkeit im Sport zeigt sich im Umgang mit dem eigenen Körper und mit dem eigenen Team ebenso wie mit den Gegnern. Fairplay-Verhalten umfasst damit den Verzicht auf Doping, den Verzicht auf Schummeln oder Betrug und auch die Anerkennung gegnerischer Leistungen – selbst wenn sie meine eigenen Leistungen schmälert. „Großer Sport“ liegt demnach vor allem in Situationen, wenn ich aktiv dieser Verantwortung nachkomme, indem ich etwa eine Entscheidung zu meinen Ungunsten korrigiere oder eigenes Fehlverhalten zugebe.

Hier läuft die Problemlage auf dieselbe Fragestellung wie in der Wirtschaftsethik hinaus: Warum soll ich gut sein, wenn mich doch keiner dazu zwingen kann? Die Antwort kann sich nur jeder selber geben. Meiner Auffassung nach kann es sich nur um eine innere Überzeugung handeln, nach dem Motto: Wenn sich alle so verhalten, wird die Welt ein besserer Ort werden. Entsprechend lautete eine Forderung auf der Tagung in Rheinbach auch, dass das Bewusstsein für gesellschaftliche Verantwortlichkeit bereits in der Schule gelegt werden müsse.

Für mich ist der Sport Ultimate mit dem ersten Regelparagrafen des „Spirit of the Game“ die beste denkbare Schule für verantwortliches Handeln. Dabei wird bewusst auf einen Schiedsrichter verzichtet, indem nur die beiden jeweils an einer Aktion beteiligten Spieler gefragt sind zu entscheiden, was in dieser Situation passiert ist. Ich muss meine Haltung mit mir selbst ausmachen, wohl wissend, dass es dabei nur zwei Meinungen, aber keine alleinige Wahrheit gibt. Dieses Grundprinzip macht Ultimate für mich als Schulsport besonders interessant und geeignet als eine „Schule des Lebens“.

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