post Kategorie: Spirit of the Game post Kommentare (0) post7. März 2012

Anlässlich des Todes von David Jones, dem Sänger der Beatgruppe „Monkees“ schrieb Richard Herzinger in der Welt am Sonntag einen Artikel über den „wahren Geist der 60er-Jahre“. Er fasst zusammen: „Dieses tagträumerische Gefühl der Unbeschwertheit, das nur wenige Jahre hielt, hat sich in die kollektive Erinnerung an jene Zeit eingegraben und den Mythos der 60er-Jahre als einer Art Goldenes Zeitalter begründet.“ Ein lebendiges Überbleibsel jener Zeit ist die Erfindung des Teamsports Ultimate Frisbee 1968, der einerseits Ideale dieser Jahre aufrecht erhält und andererseits durch eine lebedinge Weiterentwicklung auch heute zu einem unbeschwerten Zusammenleben beitragen kann.

Der Titel impliziert bereits, das heuite der Tagtraum verpönt scheint, bzw. die Forderung nach dauernder Leistungseffizienz diesen nicht zuließe. Gleichzeitig pielt er auf den größten Hit der Monkees an, „Daydream Believer“. Interessant ist, dass es sich bei der Band vermutlich um eine der ersten gecasteten Boybands handelte, eigens zu dem zweck einer TV-Show zsuammengewürfelt. Die „Monkees TV Show“ („klinisch sauber und ohne jede aggressive politisch-gesellschaftskritische Spitze“, s.u.) wurde zwischen 1966 und 1968 produziert und auch in dem damals nur drei Programme umfassenden deutschen Fernsehen ausgestrahlt. Damit hatte sie über das Massenmedium Fernsehen vermutlich noch mehr Einfluss als die ähnlich einfallsreich-chaotischen Beatlesfilme dieser Zeit.

Richrad Herzinger schreibt: „Dieses Lebensgefühl lag dem Zeitgeist der 60er-Jahre in Wahrheit viel näher als der revolutionäre Polit-Romantizismus jener doktrinären Avantgarde, die später als „68er“ mit dieser Aufbruchszeit gleichgesetzt wurde.“ Weiter folgert er: „Die Mehrheit der nach Freiraum lechzenden Jugend dieser Tage wollte sein und leben wie die Monkees, nicht wie Rudi Dutschke oder Ulrike Meinhof.“ Trotz des Vietnamkrieges und anderer „ferner, blutiger Schlamassel“ hätten sich die späten 1960-er Jahre mit ihrer Fortschritts- und Zukunftserwartung als eine Zeit gezeigt, die „nach unschuldigem Neubeginn roch“.

Im Sport Ultimate Frisbee, dessen Entstehung genau in diese Zeit fällt, finde ich große Parallelen zu der angesprochenen Unbeschwertheit, dem „Lechzen nach Freiraum“ und einem der Zeit vor 45 Jahren verbundenen Lebensgefühl. Alleine die Tatsache, dass in diesem Sport kein externer Schiedsrichter agiert, sondern die Spieler unter sich alle strittigen Situationen regeln (auf der Basis eines festen Regelwerks, das jedem Mitspieler bekannt sein muss), ist ein Beleg für den „Freiraum“, den ich als „Eigenverantwortung“ interpretiere. Der erste Paragraf des Regelwerks heißt „Spirit of the Game“ und legt bis ins Detail fest, welches Verhalten auf und neben dem Platz gemeinschaftsdienlich ist und welches nicht.

Sicher wird diese Idee und ihre Umsetzung oft belächelt, zum Einen aus Unkenntnis, zum anderen aber auch aus kategorischer Ablehnung („Das kann nicht funktionieren!“). Nationale Meisterschaften seit mehr als 30 Jahren, internationale Meisterschaften seit ebensolanger Zeit und sogar Wettkämpfe bei den „World Games“ (Weltspiele der nicht-olympischen Sportarten unter der Schirmherrschaft des IOC) nach genau diesen Vorgaben machen deutlich, DASS es funktioniert. Eine weitere Besonderheit bei offiziellen Turnieren ist die gegenseitge Bewertung beider Teams, wie stark den Spirit-Regeln entsprochen wurde.

Da lass ich mich gerne belächeln oder mach mich in den Augen anderer zum Affen. Ich gebe auch zu, dass ich mir nach wie vor gelegentlich gerne diese Filme aus den 1960-er Jahren ansehe (als ich ein Kind war), obwohl mir bewusst ist, dass sowohl die Monkees wie die Beatles bereits Teil einer Vermarktungstrategie waren. Heute geht es mir darum, den Frisbeesport besser zu vermarkten, auch damit die Ideale eines eigenverantwortlichen Zusammenlebens auf der Basis steter Reflexion stärker verbreitet werden.

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