post Kategorie: Spirit of the Game post Kommentare (0) post27. Februar 2012

Da ist mir in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung eine Notiz unter der Rubrik „Schluss für heute“ untergekommen, wonach „Kaiser“ Franz Beckenbauer die Leitung der „Task Force Football“ des Weltfußballverbandes Fifa übernommen hat. Michael Eder schreibt, es liege bereits der erste Reformvorschlag auf dem Tisch, wonach sich die Spieler öfter die Hand reichen sollten.

Zudem empfiehlt er, dass sich die Akteure nach Spielende im Mittelkreis treffen sollten. Beides erinnert mich sehr stark an meinen Lieblings-Teamsport Ultimate Frisbee. So genannte „Spirit Circles“, in denen die Spieler beider Teams anschließend die Partie Revue passieren lassen, sind dort gang und gäbe. Wie der Name schon sagt, basiert diese Sitte auf dem „Spirit of the Game“, der in an oberster Stelle in den Ultimate-Regeln festgeschrieben ist. 

Unter den Punkten 1.5 und 1.6 sind dort sogar explizit erwünscht und unerwünschte Handlunsgweisen aufgeführt, die dem „Spirit“ entsprechen bzw. ihm nicht entsprechen, Unter Punkt 1.5.4 steht da ausdrücklich, „spirited“, also dem Spirit entsprechend ist es, „sich dem Gegenspieler vorzustellen“. gemeint ist hier der direkte Gegenspieler, meist zu Beginn der Aufstellung, wenn die Scheibe durchs angreifende Team ins Spiel gebracht wird. Dies geschieht übrigens meist mit einem kurzen Abklatschen, was ich als Händedrücken auffasse.

Es könnte übrigens durchaus sein, dass Franz Beckenbauer auch durch Erinnerungen an seine Zeit bei Cosmos New York auf die Idee des Spiritcircle gekommen ist. Vermutlich damals kam er nämlich bereits mit demn Teamsport Ultimate in Berührung. Immerhin war er zu einem späteren Zeitpunkt sogar Ehrenpräsident des Vorläuferverbandes des Deutschen Frisbeesport-Verbandes, wie erwähnt im DFV-Artikel „Legenden und Prominente“ vom 16.01.2007.

Allerdings ist es mit Händeschütteln alleine nicht getan (was Fußballer bei Fernsehübertragungen ja demonstrativ vor dem Spiel durchführen). Gemäß Regelwerk und Regelpraxis mündet nämlich das bewusste und umgängliche Verhalten am Ende jeder offiziellen Meisterschaftsbegegnung im Ultimate in einer gegenseitigen Beurteilung des anderen Teams über einen „Spirit-Bewertungsbogen„. Dasjenige Team, das am Ende eines Turniers dabei am besten abschneidet, erhält dann sogar einen eigenen Spiritpreis. Hintergrund dabei ist, dass es im Ultimate keinen Unparteiischen gibt, sondern alle Aktiven selbst das Spiel durch berechtigte Unterbrechungsrufe regulieren.

Darin ist Fairplay (wie er allenthalben gefordert wird) nur ein Punkt unter vier oder fünf. Ebenso gehören aktive Regelanwendung, eine körperlich vorsichtige Spielweise (Rücksichtnahme) und eine positive Grundhaltung dazu. Das ist alles en detail ausgearbeitet – wobei der krönende Abschluss ist, möglichst objektiv sogar den eigenen „Spirit“ (das gute Verhalten) mit dem des gegnerischen Teams zu vergleichen. Ein wie ich finde erstaunlicher und vielleicht sogar nachahmenswerter Ansatz! Kennst Du andere Sportarten, in denen Fairplay und Sportsgeist derart ausgeprägt im Regelwerk verankert sind?

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