post Kategorie: Teambuilding post Kommentar (1) post4. April 2012

Der Kölner Ex-Fußballprofi Matthias Scherz schreibt seit einigen Wochen gelegentlich eine Kolumne im Kölner Stadt-Anzeiger unter dem Namen „Seitenwechsel„. In der jüngsten Ausgabe  behandelt er die Situation der aktuellen Abstiegskandidaten in der 1. Fußball-Bundesliga. Sehr gut gefällt mir schon der Kolumnentitel, der neben der Analogie zum Seitenwechsel nach der Halbzeitpause beim Fußball auch einen gedanklichen Wechsel auf die Seite des Gegners bedeuten könnte. Noch interessanter als die Situationsanalyse der verschiedenen Fußballclubs finde ich jedoch die Betrachtungen über die Fehleranalyse: Warum bringt ein Verein nicht die Leistung, die erwartet werden könnte? Fehlt etwa eine Art der „integrierten Kommunikation“?

Als Ausgangspunkt für seine Analyse nimmt Matthais Scherz einen Satz, der im Bus nach der jüngsten Auswärtspleite gegen Augsburg gefallen sein soll: „Ihr seid keine Kerle!“ So ein Satz, meint der langjähirge Leistungssportler, schlägt zusätzlich aufs Gemüt, wenn schon eine große Enttäuschung über die eigene (nicht erbrachte) Leistung vorliegt. Matthjias Scherz schreibt: „Es ist die Pest! Es geht an die Reserven, die man im Abstiegskampf so dringend braucht.“  Weiter folgert er, dass es nicht nur die Spieler, der Trainer und die gesamte Mannschaft sind, die nicht funktionieren, sondern oft das Gesamtkonstrukt des ganzen Vereins. 

Das empfinde ich schon als eine sehr deutliche Kritik an der durchaus umstrittenen Vereinsführung des 1. FC Köln, der immerhin einmal nicht reflexartig seinen Trainer Stale Solbaken entlassen hat. Darüber hinaus glaube ich aber, dass Matthias Scherz recht hat: Die Art, wie der Vereinsvorstand und alle Beteiligten miteinander umgehen, ist maßgeblich mitbestimmend für den Umgang der Spieler untereinander. Klar, dass man sich solche Gedanken meist nur macht, wenn es nicht läuft. Sie können aber auch als Vorlage dazu dienen, wie es anders laufen könnte – selbst wenn der Verein lediglich erfolgreich ist.

Der Ansatz, gemeinsam positiv zu denken bedeutet allerdings nicht, alles schön zu reden, sondern „im Rahmen der Möglichkeiten“ das Beste draus zu machen und vor allem an seine Chance zu glauben. Diesen Glauben müssen sich alle Beteiligten gegenseitig vermitteln, vor allem aber natürlich die Haupt-Verantwortlichen. An dieser Stelle muss ich kurz den Exkurs zum Teamsport Ultimate Frisbee suchen: Wenn wie dort per Regelvorschrift alle Spieler eigenverantwortlich handeln, ist das auf jeden Fall ein sehr brauchbarer Ansatz, um so eine Art der „integierten Kommunikation im Sportverein“ zu berherzigen.

Dass sich Ultimate-Teams am Ende einer Partie gegenseitig nach ihrem gezeigten Verhalten bewerten, hat ebenfalls einen positven Einfluss auf die Selbstreflexion „Wie verhalten wir uns eigentlich selbst?“ Das ist für mich der beste Ausgangspunkt, um in sportlich prekären Situationen selber den Kopf aus der Schlinge – oder wie Baron Münnchhausen sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf – zu ziehen! Es stimmt schon, beim Ultimate geht es (noch ) nicht um Geld und im Fußball geht es der öffentlichen Meinung zufolge um zu viel Geld. Die Mechanismen des Teambuildings sind meiner Meinung nach dennoch weitgehend miteinander zu vergleichen.

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#1

[…] über den “Sachstand” beim 1. FC Köln (“Seitenwechsel 2.0″, vgl. einen älteren Beitrag). Der Fußball-Zweitligist hat bei der jüngsten englischen Woche die ersten Saisonsiege […]

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