post Kategorie: Laterale Führung post Kommentare (0) post26. April 2012

Der ehemalige Berliner Wirtschaftssenator George Turner hat in dieser Woche auf der Meinungsseite des Handelsblatts einen Gastbeitrag zum Thema „Wirtschaftsethik“ verfasst (online nicht verfügbar). Dabei handele es sich, was die Hochschul-Angebote betrifft, nicht um einen „blinden Fleck“. Doch er bezweifelt einerseits, ob Ethik erst im Studium gelehrt werden sollte oder nicht schon eine Voraussetzung dazu sein sollte, und andererseits, ob das Gelernte irgendeine Relevanz in der Alltagswelt der Wirtschaft hat. Meine Meinung: Es hat Relevanz, sobald die Ethik verstanden wurde. Ein Beispiel aus dem Frisbeesport verdeutlicht, wie das funktionieren kann

Zur Illustration seiner Ansicht benennt George Turner einige hochkarätige Manager, die keine erlernten „ethisch einwandfreien Verhaltensmuster“ erkennen ließen: „Sie haben das leider vergessen, verdrängt oder sich darüber hinweggesetzt.“ Allerdings sei das noch nicht der Kern des Problems, da ja gewisse Gremien diesen Managern unmäßige Vergütungen oder Abfindungen zusprächen. Wir sollten allerdings nicht vergessen, dass auch diese Gremien nur von Menschen besetzt sind, die wie der Autor schreibt „gewiss nicht ohne Einfluss einer akademischen Schule“ sind.

Gegen Ende seines Gastbeitrags bezweifelt George Turner , dass mehr Ethik in der Managerausbildung „solchen Fällen von Gier und Zugeständnissen“ Einhalt gebieten würde, und schließt mir der Hoffnung, dass vielleicht eine höhere Frauenquote in den Aufsichtsräten den einen oder anderen Mann zur Scham verleiten könnte. „Immerhin eine Hoffnung“, endet er – allerdings eine schwache. Auch in der Wirtschaft sind durchaus gegenläufige Tendenzen zu beobachten:

  • Familienunternehmen stehen für langfristiges Denken, familienfreundliche Arbeitsplätze und einen oft niedergeschriebenen Wertekanon
  • Wirtschafts-Initiativen zu „Corporate Social Responsibility“ und „Nachhaltigkeit“ bestehen in großer Zahl, die jedoch häufig als „notwendiges Übel für ein besseres Image“ wirken
  • Ein grundsätzliches Umdenken hat aus meiner Sicht zwar (noch) nicht stattgefunden
  • Einzelne moderne Management-Ansätze (z.B. laterale Führung und Empowerment) vermitteln jedoch einen verantwortungsvolleren Umgang miteinander und mit der Umwelt

Daher glaube ich durchaus, dass eine dauernde Vermittlung gelebter Werte von früh auf elementarer Bestandteil von Ausbildung und Erziehung sein sollte. Bekanntlich gelingt das nicht immer. Viele Menschen wählen mit der Aussicht auf eigenen Gewinn leicht den einfacheren ausgetretenen Pfad, verbunden mit dem Argument der Allgemeinheit: „Das machen doch alle so“ oder „Wenn ich das nicht mache, dann macht es ein anderer“.

Zur praktischen Vermittlung eines gelebten Wertekanons kann der Trendsport Ultimate Frisbee beitragen, bei dem sich die Akteure (7 gegen 7) auf dem Spielfeld (mit zwei Endzonen, in denen zum Punkten gefangen werden muss) ohne externe Schiedsrichter auf Augenhöhe begegnen. Strittige Situationen werden geregelt, indem zwei Beteiligte Ihre Ansicht austauschen – können sie sich nicht einigen, geht die Flugscheibe zurück zum vorigen Werfer.

Was hat dieser Sport mit Management zu tun? Wie beim lateralen Mangement, in dem es um das Vermitteln auf Fachebene, jedoch ohne Weisungsbefugnis geht, ist das nur durch einen Verhaltenskodex möglich. Im Ultimate sind in den Regeln gebotene und verbotene Handlungen ausdrücklich aufgeschrieben. Im lateralen Management ist es ebenso von Vorteil, in verschiedenen Situationen sich einige Verhaltensregeln bei der Zusammenarbeit schirftlich zu fixieren.

Hinzu kommt, dass im Ultimate die Mitspieler als selbstregulierende Akteure die Regeln genau kennen müssen. Es reicht ausdrücklich nicht aus, sich auf einen Basisanteil des Regelwerks zu beschränken, da es keine übergeordnete Instanz gibt (wie im lateralen Management). Die Pflicht, die Regeln zu kennen, um auf hohem Niveau eigenverantwortlich spielen zu können, ähnelt dem „Empowerment“ von Mitarbeitern, wenn es darum geht, in einem durch flache Hierarchien geprägten Unternehmen die Entscheidungsbefugnisse sukzessive zu erweitern. Der gute Mitarbeiter enstcheidet selbst, welche Weiterbildung er benötigt. Ein Auffrischungskurs in Wirtschaftsethik kann da bestimmt nicht schaden!

Um die Parallelität auf die Spitze zu treiben, bedeutet Wirtschafstethik:

  • spiel das Spiel nach den Regeln, die für alle Mitspieler gleich gelten
  • befähige Deine Mitspieler, die Regeln zu lernen und anzuwenden
  • zeige dich eigenverantwortlich und umgänglich auf Augenhöhe

Oder, um es mit einem Regel-Grundsatz des Ultimate zu formulieren:

  •  Wettbewerb wird erwartet, aber nicht auf Kosten des Spaßes und des Respekts vorm Gegner!

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