Die Begeisterung für den Frisbeesport wächst weltweit und so auch in Deutschland. Bei vielen verschiedenen Anlässen habe ich Gelegenheit auf das Fairplaykonzept im Teamsport Ultimate Frisbee hinzuweisen (in Schulstunden, Lehrerfortbildungen, Managementseminaren oder auch Interviews). Nun habe ich ein schönes Beispiel des gelebten „Spirit of the Game“ als kleines Filmchen veröffentlicht.
„Spirit of the Game“ ist der in der Regel Nr. 1 festgeschriebene Fairplay-Gedanke im Ultimate. Er besagt, dass die Akteure selbst verwantwortlich dafür sind, dass das Spiel regelkonform verläuft. Insgesamt gibt es nur fünf Sportarten, die das Fairplay in ihren Regeln verankert haben, beim Ultimate ist das jedoch ein ausgewachsenes Handlungskonzept. Die Abwesenheit eines externen Schiedsrichters bedeutet dabei im Einzelnen:
– wenn ich mich benachteiligt fühle, muss ich sofort den Mund aufmachen
– dadurch hält das Spiel an und nur die an der Situation Beteiligten klären sie
– können sie sich nicht einigen, geht die Scheibe zurück zum vorigen Werfer
– Voraussetzungen dafür, dass das funktioniert, sind die Regelkenntnis der Spieler
– und eine Grundhaltung des Respekts, der Ehrlichkeit und der Eigenverantwortung
– zum Durchführen der „Aushandlung“ (in 30 Sekunden) besteht ein festgelegtes Verfahren
„Und das funktioniert tatsächlich?“
Auf diese oft gestellte Frage kann ich meistens nur beteuern, dass das tatsächlich so abläuft, bei Spaß- und Einaldungsturnieren ebenso wie bei Deutschen und internationalen Meisterschaften. Allerdings – muss ich dann einschränken – gibt es aufgrund der breiten Masse in den USA (mit mehr als 5 Millionen regelmäßigen Spielern) auch Gegenbewegungen, die aus Gründen der besseren Vermarktung in so genannten Profiligen Schiedsrichter einführen. Das beweist aber eigentlich nur das immense Wachstum der Sportart. Der Weltverband WFDF hatte erst in diesem Jahr betont, dass das Selbstregulieren des Sports auf Basis des SOTG eine vordringliche Wichtigkeit besitzt.
Nun steht mir aber auch ein kleiner Film zur Verfügung, der das Prinzip noch einmal anschaulich verdeutlicht. Er bezieht sich auf eine Szene aus dem Finale des Kölner Einladungsturniers „Disc Days Cologne“, als der damalige und jetzige Deutsche Meister „Bad Skid“ (Raum Heilbronn) gegen den damaligen Vizemeister „Heidees“ (Heidelberg) antrat. In der betreffenden Situation wirft Christoph Köble auf Holger Beuttenmüller, der trotz seines Größenvorteils in der Endzone nicht fängt. Entscheidend für das Auflösen der Situation ist die Frage: Wurde er durch die beiden Heidelberger Gegner am Fangen gehindert oder hätte er die Scheibe dennoch fangen können respektive müssen?
Bei einem ersten Einsatz des Films war die spontane Frage eines Betrachters: „Hat er so reagiert, weil er wusste, dass er gefilmt wird?“ Meine Erwiderung darauf: „Nein, er hat aus Überzeugung gehandelt.“ Bei meiner Anfrage mit der Bitte um Freigabe der Veröffentlichung hat mir Holger Beuttenmüller bestätigt:
„Das Beweisfoto ist meiner Erinnerung nach ein wenig spät, denn so wie ich mich erinnere, habe ich nicht neben die Scheibe gegriffen, sondern sie in der Hand gehabt. Jedoch ist sie mir dann klassisch weg gesprungen, wobei ich dabei eben den Kontakt gespürt und deshalb Foul gecallt habe. Danach habe ich mich aber dazu entschlossen, dass ich sie nicht gefangen habe, weil ich schlecht zugegriffen habe und nicht wegen der Gegner.“
Hurra..es gibt bislang 2 Kommentare ;)
Stellt euch mal so eine ähnliche Situation beim Fussball vor ;-)
Das wirklich entscheidende daran ist, dass dem „callenden“ spieler die zeit gegeben wird , uber seinen call nachzudenken, genauso hat dann der vermeintlich foulende spieler die Möglichkeit, uber sein Einsteigen nachzudenken. Hätte man stefan kiesling nach seinem verpatzten Kopfball direkt gefragt, ob der ball seiner Meinung nach ins oder neben das Tor gegangen ist, UND ihm dann 30 Sekunden zeit gegeben hätte, bin ich der Meinung, dass er auf daneben entschieden hätte.