post Kategorie: Spirit of the Game post Kommentar (1) post19. Oktober 2012

Ryan Mallen hat anlässlich des neuen Sechsjahres-Strategieplans von USA Ultimate im Kommentar des Tages bei „Ultiworld“ gut begründet dafür plädiert, im Sinne des „Spirit of the Game“ standardisiert Spielbeobachter (so genannte „Observer“) einzusetzen. Dies entspricht der Haltung des US-Verbandes, widerspricht aber derjenigen des Weltverbandes WFDF (World Flying Disc Federation), der entsprechend der Praxis in den meisten der weit über 50 nationalen Mitgliedverbände weiterhin ausdrücklich darauf verzichtet.

Der „Spirit of the Game“ ist als erster Paragraf des Ultimate-Regelwerks ein Handlungskonzept, das die Spieler auf die Regeln verpflichtet und zur Fairplay-Praxis erzieht. Kurz gesagt sieht dieser Paragraf 1 vor, dass die Spieler bei strittigen Situationen eigenverantwortlich für den Fortgang des Spiels sorgen. Dies beinhaltet ein paar Grundprinzipien wie

–         den Respekt vor dem Gegenspieler und seiner Meinung

–         die Kenntnis über das Verfahren und über sämtliche Regeln

–         die Fähigkeit nach vollem Einsatz emotional herunterzufahren

Wie nur aus dieser kleinen Auflistung deutlich wird, umfasst das Fairplay-Konzept des „Spirit of the Game“ (SOTG) im Ultimate weit mehr als nur ein oder zwei Sätze. Es geht hierbei um vielerlei Fragen des Verhaltens, der inneren Einstellung, aber auch der praktischen Interpretation von Situationen und Regeln. Vielerlei Artikel bei Ultiworld wie auch in diesem Blog belegen das immense Diskussionspotenzial.

Ryan Mallen begrüßt nun ausdrücklich, dass USA Ultimate den „SOTG“ in seinem strategischen Sechsjahresplan einbezieht, vermisst aber eine klare Stellungnahme. Vor allem in den USA und Kanada, wo die weltweit bei weitem höchste Spielerdichte besteht und wo schon seit mehr als 30 Jahren bei hochklassigen Ultimate-Wettbewerben Observer eingesetzt werden, hätten sich in den vergangenen Jahren einige Schwierigkeiten in der Handhabung der Selbstregulierung gezeigt.

Vor allem im Zusammenhang mit dem Ziel des Strategieplanes, mehr Zuschauer für den Sport zu gewinnen, hält er Observer mit einem leicht veränderten Zuständigkeitsprofil für unerlässlich. Zuerst einmal sollten Verständigungen über eine Spielunterbrechung (die durch einen so genannten „Freeze Call“ hervorgerufen werden), zeitlich klar limitiert werden. Immerhin gibt es bei Meisterschaften auch für die Zeitnahme und die Einhaltung von Auszeiten und Pausen zwischen den Punkten eine äußere Spielleitung.

Es gab international auch schon viele unschöne Beispiele dafür, wie Freeze Calls von Spielern nur zur Unterbrechung des Spielflusses eingesetzt wurden, was offensichtlich dem SOTG widerspricht. Teams, die andauernd den Spirit auf diese Weise verletzten, müssten durch die Observer bestraft werden, fordert Ryan Mallen weiter. Hier kommen wir allerdings bereits in einen Graubereich, der in einem gewissen Widerspruch zur Ausgangslage der WFDF-Regeln steht, worin es ausdrücklich heißt:

1.2. Es wird darauf vertraut, dass kein Spieler absichtlich die Regeln verletzt; infolgedessen gibt es auch keine drastischen Strafen, sondern nur Vorschriften, die versuchen, die Spielsituation so wiederherzustellen, wie sie ohne die Regelverletzung gewesen wäre.

Zum Einhalten von Zeitfristen und zur Fortführung des Spielflusses und zur Verdeutlichung der Ursache von Unterbrechungen gegenüber einem weniger mit dem Sport vertrauten Publikum halte ich Observer für eine sehr gut vorstellbare Entwicklung auch in Europa. Allerdings hat eine Umfrage unter College-Teams in Großbritannien jüngst dafür so gut wie überhaupt kein Interesse ergeben. Für die bessere Verständlichkeit des Sports gegenüber Sportfremden halte ich die von der WFDF publizierten Handsignale für sehr probat.

Der Teil mit der Bestrafung von mutwillig gegen die Regeln verstoßende Teams ist aber eine echte Herausforderung, wenn wir die niedergeschriebenen Voraussetzungen gemäß WFDF-Regeln ernst nehmen. Allerdings ist es auch klar, dass eine solche als „unspirited“ geltende Handlungsweise auf die Dauer nicht hinnehmbar ist. Ich stimme mit Ryan Mallen überein, dass die Selbstregulierung das Alleinstellungsmerkmal des Sportes ist und dass es weitergehende Bemühungen benötigt, um die Verfahrensweise auch für die geschilderten Extremsituationen nachhaltig bzw. wirksam zu machen. Was genau bei der von USA Ultimate angekündigten Offensive zur Kommunikation der Bedeutung des Spirits herauskommt, bleibt indes abzuwarten.

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#1

[…] Sicht eine unzureichende Kommunikations-Situation dar. Daher bin ich der Überzeugung, wie ich hier schon einmal schrieb: Handzeichen und Observer ergeben Sinn! Beitrag auf Twitter « Handsignale und […]

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