post Kategorie: Spirit of the Game post Kommentare (4) post26. März 2012

Ultimate-Dokumentation thematisiert Änderungen in der Haltung von Spielern zum Teamsport

Chris Perkel hat einen etwa 26-minütigen Ultimate-Dokumentarfilm erstellt, der das Team “Condors” aus Santa Barbara bei seinem Versuch begleitet, 2001 die US-Meisterschaften zu gewinnen. Die „Ultimate Documentary” kontrastiert dabei Aussagen von Top-Spielern aus den 1970er Jahren (als Ultimate in den USA teilweise bereits in vollen Stadien gespielt wurde) mit denen aus heutiger Zeit (respektive von vor zehn Jahren). Dabei macht sich ein bemerkenswerter Wandel in den USA deutlich, bei dem der „Spirit of the Game“ als Schlagwort für das Selbstregulieren des Sports durch die Athleten teilweise missachtet wird.

Laut offiziellem Regelwerk des Flugscheiben-Weltverbandes (WFDF) sind externe Schiedsrichter in diesem Sport nach wie vor nicht vorgesehen. Der Sport beruht auf der Integrität der Spieler, die strittige Situationen zu bewerten haben, wenn sie selbst daran beteiligt sind. Können sie sich nicht einigen, geht die Scheibe zurück zum vorigen Werfer. Wie auch in einer Szene in einer Schulklasse zum Ausdruck kommt, ist dieses Modell nach wie vor „umwerfend“, bzw. „neu“ für Erwachsene, ebenso wie Kinder. Damit verbunden sind ein paar grundlegende Bedingungen, die es auch im Spiel unter Adrenalin zu beachten gilt:

–         Ich muss als Aktiver die Regeln kennen, um eine Situation bewerten zu können.
–         Ich glaube daran, dass alle Mitspieler und Gegenspieler nicht absichtlich zu ihrem Vorteil die Regeln verletzen, also gemäß §1.3 wahrheitsliebend und integer sind.
–         Ich muss in einer engen oder strittigen Situation selber darauf achten, was passiert: War mein erster Bodenkontakt „in“? Habe ich beim Wurfversuch des Gegners seine Hand oder die Scheibe berührt? Hält er beim Werfen das Standbein still? U.a.m.
–         Wenn ich den Eindruck habe, es lag ein Regelverstoß vor, rufe ich laut das entsprechende Wort, das den Spielfluss einfriert („Freeze Calls“ sind z.B. „Aus“, „Foul“, „Down“ für eine Bodenberührung der Scheibe, führt zum Angriffswechsel, u.a.m.)
–         Ich habe keine andere Wahl, als meine Meinung und die meines Gegenspielers gleichberechtigt nebeneinander stehen zu lassen.
–         Ich kann es einmal versuchen, aufgrund meiner festen Überzeugung meinen Gegenspieler davon zu überzeugen, dass meine Sichtweise zutrifft und nicht seine. Ich kann aber nicht behaupten, dass ich recht habe und er nicht.
–         Falls wir uns nicht einigen könne,, geht die Scheibe zurück zum vorigen Werfer und wird dort ins Spiel gebracht, als habe es den Zwischenfall nicht gegeben.
–         (Wir erinnern uns: Integrität ist die Voraussetzung für das Spiel, niemandem wird unterstellt, er wolle sich einen Vorteil daraus ziehen, dass er willentlich wieder besseres Wissens eine „Falschaussage“ macht.)

Ein aktueller Ansatz der Amerikanischen Ultimate Disc League (AUDL) sieht nun (neben anderen Regeländerungen wieder einmal) vor, dass externe Offizielle manche Situationen neutral bewerten sollen (etwa, ob ein Spieler in oder aus war, möglicherweise auch, ob ein Foul vorgelegen hat). Indem die Organisatoren die Verantwortung von den Schultern der Spieler nehmen, schwächen sie den Sport um einer vermeintlich höheren Popularität willen. Das Argument lautet: Der Sport ist besser zu beobachten (und wo möglich zu vermarkten), wenn Offizielle anzeigen, was passiert ist.

Ich behaupte das Gegenteil: Wenn wir unseren Sport bewusst so schwächen, dass das Grundprinzip der Eigenverantwortlichkeit untergraben wird, dann tun wir uns damit keinen Gefallen. Es ist eine Kapitulation ohne Not vor keinem anderen Gegner als einem selbst! Ich muss mir selber vertrauen können, dass ich auch im Spiel, aufgebracht und unter Hochspannung, immer noch weiß, worum es hier geht: Das Zusammenspielen und das Zusammenleben ermöglichen, ohne anderen Schaden zuzufügen und ohne das Gesicht zu verlieren, wenn ich einen „Call“ zurücknehme. Gerade im Sinne der angestrengten IOC-Anerkennung durch den WFDF fordere ich daher weiterhin: Keine externen Schiedsrichter in diesem Sport!

Hurra..es gibt bislang 4 Kommentare ;)

#1

wenn die Spieler die WFDF Zeichen für Fouls und Regelverletzungen kennen und benutzen würden, kann der Sport ebenfalls vermarktet werden. Externe Beobachter sind also überflüssig!

Manne geschrieben am 26. März 2012 - 11:55
#2

Hi Manne, hab mich mit dem SOTG zuletzt eingehend beschäftigt und auch die Unterlagen auf den WFDF-Seiten dahin gehend untersucht, was sich als Lehrmittel eignet. Die Handzeichen sind noch nicht weit verbreitet, ich halte sie aber auch für eine Bereicherung der Kommunikation, s. http://bit.ly/H7Y2DB. Gruß, Jörg

Jörg Benner geschrieben am 26. März 2012 - 19:12
#3

[…] League“, die kompromisslos Schiesdrichter einführt und mehrere Regeländerungen durchführt (ich berichtete). Das Verhaltend er Spieler ändert sich: Anstelle der bisher an erster Stelle stehenden […]

#4

[…] erklärt Ben Wiggins, dass er ihre Entwicklung grundsätzlich sehr mag, mit Ausnahme der unnötigen Einführung eines Schiedsrichters. Ich habe diese Meinung bereits mehrfach geteilt. Selbst mit Observern, wie sie seit rund 40 Jahren […]

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