post Kategorie: Teambuilding post Kommentare (2) post18. September 2012

Vor kurzem hat Ben Wiggins, ein US Ultimate-Topcoach, auf der Seite reditt.com Fragen beantwortet, die Charlie Eisenhood auf „Ultiworld“ zusammengefasst hat. Ben Wiggins (rechts, zusammen mit dem deutschen Open Ultimate-Cheftrainer Stefan Rekitt)  ist dreifacher US-Meister mit Seattle Sockeye, Gewinner des „Callahan Awards“, der den besten Nachwuchsspieler einer Saison in den USA verliehen wird, und inzwischen international anerkannter Coach, der unter anderem in diesem Jahr auch deutschen Nationalspielern neue Perspektiven aufgezeigt hat.

Bei den Fragen dreht es sich eingangs um die zunehmende Athletik des Spiels, die jedoch laut Wiggins die strategische Ausrichtung eines Teams nicht ersetzen kann. Beruhigend, dass auch er am Anfang aller spielerischer Ambitionen die Scheibenbehandlung sieht: Es gibt keine Ausrede für Wurfübungen! Anschließend sollte bereits die taktische Variabilität ins Spiel kommen, auf verschiedene Angriffs- und Verteidigungs-Strategien entsprechend reagieren zu können. Keine Frage, Athletik hilft dabei und ist – vor allem auf die Dauer eines Spiels – mit entscheidend, ob die Spieler noch das umsetzen können, was sie sich vorgenommen haben (wie zuletzt auch im Finale der Open Ultimate-DM zu sehen).

Seine Empfehlung an jede Spielerin und jeden Spieler ist, genau das zu tun, von dem sie oder er überzeugt ist, dass es die persönliche Fitness in einen Bestzustand bringt. Daneben gibt es einen Unterschied zwischen der gefühlten Bereitschaft und der Selbstwahrnehmung der körperlichen Leistungsfähigkeit, aber das steht auf einem anderen Blatt… Bei der Frage, weas in einem Team den Unterschied ausmacht, wenn wir Fitness, Athletik und Scheibentechnik voraussetzen, sieht Ben Wiggins die individuellen Grundlagen an erster Stelle, gefolgt von der Teamstrategie und der tatsächlichen Fitness, an weiteren Punkten nennt er Videonalysen und die Rosterbildung, sprich die Zusammensetzung eines Teams.

Das Thema Teambuilding behandelt er ebenfalls mit klaren Worten: Einen Auswahl-Prozess im Sinne eines „Try Out-Trainingscamps“ hält er für sehr hilfreich. Dies dürfte auch in Ballungsräumen in Deutschland bald häufiger der Fall sein. Gleichzeitig sagt er, die Rückkehr eines erfahrenen Spielers ins Team ist mehr wert als die Aufnahme eines Rookies, der in seinen Möglichkeiten zwar unlimitiert erscheint, dessen Schwachstellen jedoch noch nicht bekannt sind. Neben den Try Outs, die ein leistungsorientiertes Team bereits früh in der Saison zusammenschweißen, benennt er die Entwicklung einer Teamkultur als sehr wichtigen Faktor für das Zusammenspiel.

Er kommt darauf zu sprechen vor dem Hintergrund der Frage nach der US College-Showtour „NexGen“, an der dieses Jahr erstmals auch der deutsche Spieler Philipp Haas teilgenommen hatte. Alle diese Spieler haben herausragende Fähigkeiten, müssten aber als Team zusammenwachsen, sodass er ihnen „nur“ den Gewinn wenigstens einer US-Meisterschaft in drei Jahren zutrauen würde. Eine Teamkultur zu entwickeln jedenfalls erfordere länger als ein Jahr, so seine Überzeugung.

Schließlich gibt Ben Wiggins noch seine Meinungen zu aktuellen Medienentwicklungen ab. So lobt er Brodie Smith als einen herausragenden Ultimate-Spieler, der mit seinen zahlreichen Videos auf Youtube unglaublich viel für den Sport tut. Nur unter der Hand klingt leichte Kritik durch, wonach Ben manche Dinge anders sagen würde, und wonach Brodie mit längerer Erfahrung möglicherweise mehr Respekt für gegnerische Teams und Gegenspieler entwickeln würde „(which is crazy hard when you are one of the best like he is)“.

In Bezug auf die in diesem Jahr neu etablierte „Profi-Liga“ AUDL (American Ultimate Disc League, in der auch Brodie Smith mitspielte) erklärt Ben Wiggins, dass er ihre Entwicklung grundsätzlich sehr mag, mit Ausnahme der unnötigen Einführung eines Schiedsrichters. Ich habe diese Meinung bereits mehrfach geteilt. Selbst mit Observern, wie sie seit rund 40 Jahren in den USA eingesetzt werden, deren Wirken Ben nach eigenen Angaben liebt, bleibt Ultimate einzigartig mit dem Prinzip der Selbstregulierung: „Ultimate is unique in this whole self-ref thing“. Dieses aufzugeben geht in seinen Augen gegen die Entwicklung des Jugend-Ultimate und gegen die Entwicklung des Spiels in sozialen Brennpunkten, wo das Prinzip ebenfalls Wunder wirken kann.

Doch die Entwicklung hin zu einer Fankultur, zu einer Kommerzialisierung eines Top-Sports, der dadurch auch Medienaufmerksamekti erringt, wie zum Beispiel bei ESPN, hält er für den genau richtigen Weg. Nur, um es noch einmal mit Ben Wiggins Worten zu sagen: Welcher Vermarkter würde eine erprobte und einzigartige Eigenheit seines  Produkts aufgeben, nur damit es ähnlicher wie andere Produkte auf dem Markt wird? „Does that sound crazy?“ Ja, das klingt in der Tat verrückt, dass die AUDL den Sport Ultimate um seine grundlegende Regel des gelebten Fairplays beraubt.

Der „Spirit of the Game“ ist auch im Sinne des Präsidenten des Flugscheiben-Weltverbandes Rob  Rauch der entscheidende Faktor, der den Sport – auch in Hinblick auf die angestrebte Aufnahme in den IOC – zu etwas Unverwechselbarem macht (siehe jüngst in seinem Grußwort des WFDF-Newsletters 09-2012).

Hurra..es gibt bislang 2 Kommentare ;)

#1

[…] inneren Faktoren sind eine Art Teamkultur, wie sie zum Beispiel der US-Ultimate-Erfolgcoach Ben Wiggins als Bedingung für eine erfolgreiche Saison anführt. Also die Art und Weise, wie wir über unser […]

#2

[…] einführte und daneben ohne Not weitere Regeln änderte. Der US-Ultimate-Erfolgscoach Ben Wiggins bemängelte jüngst, dass es aus Marketingsicht unsinnig sei, den USP (das Alleinstellungsmerkmal) einer Sportart […]

Du kannst eine Nachricht hinterlassen, oder einen trackback auf deine Seite setzen

Schreib dein Kommentar

Du musst eingeloggt sein um ein Kommentar zu veröffentlichen.

Lokalisiert ins Deutsche von Hashi..Hashi's Blog