post Kategorie: Spirit of the Game post Kommentare (0) post24. Juli 2012

Die Frage nach sauberen Spielen beschäftigt vor allem die nationalen und Welt-Anti-Doping-Agenturen, aber auch die Öffentlichkeit. Auf die harsche Kritik der erfahrenen deutschen Degenfechterin Imke Duplitzer („Nur die Dummen lassen sich erwischen“), reagierten die DOSB-Bosse zurückhaltend (s. nachfolgendes Video).

Dass der verbale Rundumschlag (zu Nachwuchs-, Trainer- und Systemfragen) zu diesem Zeitpunkt und in der Bild-Zeitung erfolgt, könnte nicht nur mit der Aufmerksamkeit vor Beginn der olympischen Sommerspiele zu tun haben, sondern auch damit – mutmaßte der deutsche „Chef de Mission“, DOSB-Generalsekretär Michael Vesper – dass die fünffache Olympia-Teilnehmerin ihr neues Buch promoten wolle. Der Konflikt wird nun zwar nicht ausgefochten, doch er ist vorhanden, und zwar nicht nur im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).

Jüngst sind erst zwei aktuelle Dopingvergehen bekannt geworden: Die kenianische Siegerin des Hamburg-Marathons Rael Kiyara war offenbar gedopt, wie die ARD Doping-Redaktion bereits am vergangenen Sonntag berichtete. Im WDR-Radio wurde dazu der ARD Doping-Experte Hajo Seppelt interviewt, der von einem weiteren Fall vom Boston-Marathon aus diesem Jahr berichtet. Dort wurde ein verbotenes Kortison-Präparat nachgewiesen, in Hamburg ein verbotenes Antibiotikum. 

WDR 2 Mittagsmagazin, 23.07.12, Stefan Vogt interviewt Hajo Seppelt zu Doping in London

Alleine durch die kulturelle Traditon und die geografische Höhenlage ließ sich die Dominanz der kenianischen Läuferinnen und Läufer nicht erklären, behauptet Hajo Seppelt und berichtet von leistungsphysiologischen Gutachten, die weitere (hier nicht benannte) Gründe ins Feld führen. 

Die ungefähr 6.000 Dopingkontrollen bei den Olympischen Sommerspielen in London bezeichnet er als ein „Muster ohne Wert“, da sie lediglich den momentanen Zustand eines Athleten beschreiben. All diejenigen, die sich durch Doping den Zugang zu den Spielen erschummelt haben, könnten dafür nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden. Gleichzeitig räumt er mit der Vorstellung auf, dass es „saubere Spiele“ geben könnte und vergleicht die Situation mit dem Straßenverkehr: Es wird immer Sünder geben, im Bewusstsein und Vertrauen darauf, hoffentlich nicht erwischt zu werden.

Im Frisbeesport hat die Auseinandersetzung mit den Anti-Doping-Vorgaben der WADA und der NADA erst vor wenigen Jahren begonnen. Bei vielen Athleten haben die restriktiven Vorschriften Unbehagen ausgelöst, weil der Sport keine externen Schiedsrichter und keine Strafen vorsieht und auf der Basis eines Ehrenkodexes von den Spielern selbst reguliert wird. Ein absichtlicher Verstoß gegen die Regeln wird nicht angenommen (was vielleicht gegen die Natur des Menschen spricht, aber erstaunlicherweise doch seit mehr als 40 Jahren erfolgreich praktiziert wird).

Vorschlag zum Wertekanon 2:

Den olympischen Werten könnte eine Selbstverpflichtung auf Doping-Verzicht entsprechen, die sämtliche Topathleten eigenhändig zu unterschreiben haben (eine ähnliche Athletenvereinbarung wird bereits von allen Olympioniken in Deutschland unterzeichnet). Das wäre wie der Ehrenkodes des „Spirit of the Game“ (Paragraf 1 des Regelwerks), dem sich die Athleten im Ultimate Frisbee freiwillig beugen. Im Falle eines Verstoßes würde sich jeder einzelne dauerhaft unglaubwürdig machen. Wenn ich mich bewusst dafür entscheide, eine unterzeichnete Vereinbarung zu brechen, dann habe ich den Vertrag gelöst, und habe mich damit selbst ins Aus manövriert. Ein generelles Startverbot hielt ich dann in der Regel für angemessen.

Der Frisbeesport ist zwar keine olympische Disziplin, aber mit dem Teamsport Ultimate immerhin World Games-Disziplin unter der Schirmherrschaft des IOC und für die World Games 2013 in Kolumbien Botschafterdisziplin des Fairplays. Der Flugscheiben-Weltverband (World Flying Disc Federation, WFDF) strebt bis 2013 die IOC-Anerkennung an, doch eine neue olympische Disziplin kann es nur geben, wenn dafür eine andere gestrichen wird. Das klingt nach einem Hauen und Stechen, ganz wie im sonstigen sportpolitischen Geschäft…

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