post Kategorie: Spirit of the Game post Kommentar (1) post27. Mai 2012

Der Sport Ultimate Frisbee steht nach Ansicht des US-amerikanischen Verbandes USA Ultimate kurz vor einer „Explosion“. Mit dieser meinung ist der Verband in seinem professionellen Marketingvideo einer Meinung mit dem Deutschen Frisbeesport-Verband, der für sein Marketingvideo leider nicht ganz so starke Spielszenen unde so emotionale Sequenzen nutzen konnte. In der Tat schießen hier wie dort immer mehr Vereine aus dem Boden, der Bedarf steigt schon aus den Schulen heraus (wenn hierzulande auch von einer weit kleineren Grundmenge ausgehend). Aktuell werden am Pfingstwochenende die Finalpiele der Ultimate US College-Meisterschaften live im Internet übertragen. Wie aber gehen wir mit dem kommenden Wachstum um?

In den Staaten hat USA Ultimate in Abweichung vom Weltverband WFDF (World Flying Disc Federation) bereits vor längerer Zeit sogenannte Beobachter eingeführt. „Observer“ haben die Aufgabe, Vorfälle wie Punkt, Foul oder eine Bodenberührung der Scheibe dem Publikum gegenüber zu verdeutlichen. Diese Besonderheit ist dem Umstand geschuldet, dass Ultimate als einziger Teamsport weltweit keine externen Schiedsrichter benötigt. Die Spieler rufen vermeintliche Regelversöße selbst und frieren dadurch das Spiel ein (so genannte „Freeze Calls“). Anschließend werden nur die Meinungen zweier Beteiligter ausgetauscht, um bei Einigung an Ort und Stelle weiterspielen oder bei Nicht-Einigung die Scheibe zum vorigen Werfer zurückzugeben.

Die Einführung der Observer vereinfacht dem Zuschauer das Verständnis des Spielablaufs, so das Argument der Befürworter. Man kann die Leute auf den Video-Zusammenfassungen ganz unten in orangen Leibchen sehen. Einen Schritt weiter geht die professionelle „American Ultimate Disc League„, die kompromisslos Schiesdrichter einführt und mehrere Regeländerungen durchführt (ich berichtete). Das Verhalten der Spieler ändert sich: Anstelle der bisher an erster Stelle stehenden Eigenverantwortlichkeit steht nun das Anflehen des Schiris: „Das war doch (k)ein Foul!“ Ich bezeichnete diesen Schritt bereits als eine „Kapitulation ohne Not vor sich selbst“.

Auf der anderen Seite erreicht die Liga nun tatsächlich erste öffentliche Erfolge, indem jetzt drei der besten Spielaktionen einer Woche die Top Ten-Liste des Fernsehsenders ESPN SportCenter erreicht haben, siehe dieses Beispiel, der Schiedsrichter ist am Rand zu sehen. 

Der Weltverband WFDF wird am Rande der diesjährigen Ultimate-WM vom 07. bis 14. Juli im japanischen Sakai diese Entwicklungen diskutieren (vgl. die DFV-Kurzmeldung). Bei internationalen Meisterschaften, in Europa erst recht, wird es sicherlich so schnell keine Schiedsrichter geben, auch bei den World Games 2013 in Kolumbien nicht, bei denen Ultimate zur „Botschafter-Disziplin des Fair Plays“ ernannt wurde. Das Fairplay lebt von der Eigenverantwortung. Ich sehe als Aufgabe für das zukünftige Breitenwachstum in Deutschland, entsprechende Unterrichtsmaterialien zu entwickeln, die Kindern verdeutlichen, wie wichtig es ist, auch ohne übergeordenete Instanz geordnet miteinander auszukommen.

Bitte nicht falsch verstehen: Ich ziehe den Hut vor allen Professionalisierungs-Initiativen und auch vor den großartigen sportlichen Leistungen in der AUDL. Aber auf den Grundwert unseres Sports möchte ich doch nicht verzichten, benannt als „Spirit of the Game“. Darum am Pfingstwochenende die Live-Streamings der US College Championships in Boulder, Colorado, ansehen (s. die DFV-Kurzmeldung)! Hier die Berichte von Tag 1 und 2:

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#1

[…] Ausnahme der unnötigen Einführung eines Schiedsrichters. Ich habe diese Meinung bereits mehrfach geteilt. Selbst mit Observern, wie sie seit rund 40 Jahren in den USA eingesetzt werden, deren Wirken Ben […]

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