Der Goldfingers Ultimate-Club Potsdam hat mich Anfang April zum Wochenend-Trainingslager des Vereins in die Sportschule Lindow (Mark) eingeladen. Dort führte ich zwei Spirit of the Game-Workshops des DFV mit insgesamt rund 40 Teilnehmenden durch.

Schon bei der Ankunft am Freitagabend wurde ich vom fröhlichen Miteinander der Junioren, Erwachsenen und Masters-Spielenden überzeugt. Zum Willkommen gab es auf Kunstrasen bei Flutlicht ein kleines Hat-Turnier mit vier Teams. Sehr angenehm war die Unterbringung in der Sportschule des LSB Brandenburg in Lindow (Mark), die jede Menge Schlafplätze ebenso wie indoor und outdoor Trainingsplätze bot. Toll außerdem der generationsübergreifende Zusammenhalt des ganzen Vereins, in dem ganz selbstverständlich auch zahlreiche Babies und Kleinkinder dabei waren.

Am Samstagvormittag stand „Fairplay – Eine Frage der Perspektive“ auf dem Programm. Mehr als 20 Jugendliche und junge Erwachsene nahmen daran teil. Dieser Workshop kann mittlerweile als Einstieg in die gesamte Materie betrachtet werden. Perspektivwechsel erscheint maßgeblich für ein Fairplayverständnis, gemäß dem Zitat der Fairplay-Kommission der UNESCO:

„Fair verhalten sich Sportlerinnen und Sportler, die von der oder dem anderen her denken.“

Neben Beispielen von gewechselter Perspektive spielen in diesem Workshop zahlreiche Kommunikations-Grundlagen eine wichtige Rolle, unter Bezug auf Paul Watzlawick, Marschall B. Rosenberg und Friedemann Schulz von Thun. Bestimmte Verhaltensweisen bei der Kommunikation werden in Gruppenarbeit auf Situationen aus dem Frisbeesport angewendet (s. Bildbeispiel).

Nach einem Ausflug in Gehirnforschung  zur Entwicklung von Empathie und Verantwortungsbewusstsein geht es in die Geschichte des Fairplays und in die Regelkunde. Die Übersicht verdeutlicht den wichtigsten unterschied, der in diesem Workshop vermittelt wird, zwischen informellen Fairplay (was nirgends gefordert wird) und formalisierten, das im Ultimate den ersten Paragrafen darstellt. Das bedeutet, ein Verstoß gegen das Fairplay ist ein Verstoß gegen die Regel Nummer eins!

Den Abschluss des Workshops machen Ansätze, zahlreiche häufige Wahrnehmungsfehler möglichst zu vermeiden, um bei der Bewertung von Situationen weitgehend objektiv sein zu können. Zuletzt werden sechs Grundlagen zum besseren Erkennen von Botschaften behandelt, die sich auf die vorherige Kommunikationstheorie beziehen.

Nach der Mittagspause folgte der zweite Workshop „Keine Fouls – Keine Gewalt“ (Avoid Body Contact), der verpflichtend für alle Masters angesetzt war, die an der EUMCC in diesem Jahr in Frankfurt am Main teilnehmen wollen. In diesem Workshop wird vor allem die Frage diskutiert und umkreist, welche Kontrollmöglichkeiten in einem Sport bestehen, bei dem sich die Spielenden in strittigen Situationen ohne externe Schiedsrichtende einigen.

In der Gruppenarbeit lieferten die Teilnehmenden selber die Foul-Situationen, die ihnen am Herzen liegen. Anhand dieser Beispiele diskutierten wir Alternativen und dazu die Grundlagen möglicher Entscheidungsfindungen. Neben dem Regelparagrafen 1 spielen hier auch Unterpunkte der Paragrafen 12, 15 und 17 hinein. Den Abschluss machen auch hier Möglichkeiten, wie wir die Einflussnahme auf Mitspielende, aber auch Gegenspielende verbessern können. Die Basis dafür ist anhaltende Arbeit an der eigenen Persönlichkeit, um verantwortungsvoll, authentisch und glaubwürdig zu interagieren.

Die SOTG-Workshops wurden sehr gut aufgenommen. Die einhellige Überzeugung war, dass aufgrund der hohen Komplexität des Themas eine kontinuierliche intensive Beschäftigung mit den Regeln und so auch mit dem Paragrafen 1 notwendig ist. Nach jeweils knapp drei intensiven Workshopstunden freuten sich die Teilnehmenden wieder auf die zahlreichen sportpraktischen Übungen und Einheiten.

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