Aktuell führt der Flugscheiben-Weltverband WFDF (World Flying Disc Federation) erstmals eine Umfrage unter der globalen Disc Sport Community durch. WFDF-Präsident Robert „Nob“ Rauch erhofft dadurch demografische Informationen zu erhalten, die sich für die weitere Bewerbung der Discsportarten eignen, sowie Meinungsbilder zu aktuell diskutierten Fragestellungen, wie der Frage nach dem Für und Wider von Observern und Schiedsrichtern.
Bis Sonntag, 16. März können Frisbeesportler aller Länder die etwa 40 Fragen beantworten, damit der im Vorjahr durch das IOC anerkannte Weltverband ein genaueres Bild der weltweiten Frisbeesport-Gemeinde erhält. Die Umfrage benötigt etwa 20 Minuten Zeit und steht unter https://www.surveymonkey.com/s/9RBW78X. Besonders interessant sind die abschließenden Fragen zu den beiden so genannten „Pro Leagues“, die in den USA entstanden sind und zu Zwecken einer besseren Vermarktung die Regeln geändert und Schiedsrichter eingeführt haben.
Ich gebe sehr gerne hier meine Antworten auf die Frage nach dem „Spirit of the Game“ öffentlich bekannt und kommentiere sie etwas ausführlicher. Zu a: Natürlich ist Ultimate ohne den Regelparagrafen 1 „Spirit of the Game“ nicht mehr Ultimate, da ich den Begriff „Spirit“ hier formaljuristisch als „Sinn des Spiels“ übersetze (gemäß der Redewendung „Sinn und Zweck des Gesetzes“, als „spirit and purpose of the law„). Zu b: Dass externe Schiedsrichter damit der Grundidee dieses festgelegten Sinns des eigenverantwortlichen Spiels entgegen stehen, versteht sich von selbst.
Zu c: Ich denke sogar, dass die geforderte Eigenverantwortung das größte Alleinstellungsmerkmal ist, das der Sport neben vielfachen reizvollen sportlichen Anforderungen zu bieten hat. Zu d: Die Glaubwürdigkeit von Ultimate nach 40 Jahren internationaler eigenverantwortlicher Praxis würde in meinen Augen sogar deutlich sinken, sobald er weltweit mit Schiedsrichtern gespielt würde!
Zu e: In den USA wird bereits seit mehr als 30 Jahren mit so genannten Observeren gespielt, die als Schlichter agieren und so genannte „Line Calls“ (Fragen nach in oder aus) machen können. Diese erhöhen zwar das Verständnis des Spiels für Außenstehende (und Mitspieler am anderen Ende des Feldes), stellen aber bereits einen gewissen Einschnitt in der Ausrichtung des Spiels auf gänzliche Eigenverantwortung auf der Basis von Regelkenntnis dar. In Europa würden Observer derzeit nicht durchgesetzt werden können. Allerdings bin ich der Meinung, dass die Spieler die bestehenden Handzeichen zur besseren visuellen Kommunikation verstärkt einsetzen sollten!
Zu f: Gerade Spitzenspieler sollten regelfest und in der Lage sein, ihre Sicht der Dinge im Strittigen Fall kurz und klar darzustellen. Dazu müssen Teilnehmer an Kontinental- und Weltmeisterschaften ja bereits die WFDF-Regelakkreditierung nachweisen! Zu g: Meiner Sichtweise folgend würde das Spiel mit Schiedsrichtern natürlich dem Sport vieles nehemen (siehe den Untertitel meines Blogs), nämlich das Erproben der Eigenverantwortung! Zu h: Rückbezug auf f, das Gegenteil ist der Fall. Was wäre das für ein verschrobenes Selbstverständnis eines Ultimate-Spielers, der sagte: „Ich bin ein Top-Athlet, aber an die Regeln will ich mich nicht halten“?
Weiterführend zu i: Das Einführen von Schiedsrichtern in den Profiligene MLU und AUDL führt unweigerlich zu Schauspielerei und Anbetteln der Schiris, wie aus dem Fußball bekant. Das demonstrieren bereits jetzt Videos, die auf Youtube kursieren. Zu j: Bezogen auf die bessere Vermittlung der strittigen Entscheidungen streite ich nicht ab, dass Observer hier eine Hilfestellung bieten, die ansonsten ein Live-Kommentator, mit Bezug auf die Handzeichen der Spieler zu leisten hätte. Schiedsrichter sind dazu jedoch nicht nötig, ebenso wenig wie – zu k: – um den Sport interessanter zu machen.
Abschließend zu l: In Hinblick auf Jugendprogramme sehe ich gerade das größte Interesse mit daran, dass Jugendliche bei vollem körperlichen Einsatz zu Eigenverantwortung erzogen werden. Daher auch hier kein Grund für mich, das Einführen von Schiedsrichtern in Erwägung zu ziehen!
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