post Kategorie: Teambuilding post Kommentare (0) post21. Juli 2012

Die Österreichische Abteilung der International Advertising Association (IAA) hat gemeinsam mit dem Creativ Club Austria (CCA) die passendste Kampagne zum Thema „Österreich ist größer als man denkt“ gesucht. Die Wahl fiel auf eine Idee von  Bernhard Grafl und Gerd Turetschek von TBWA\Wien, die sich von „Mut zu mehr“ zu „Mut statt Wut“ entwickelte. Mehrere bekannte Östrreicher wie Gery Keszler (Life Ball Organisator), Desiree Treichl-Stürgkh (Opernball), Attila Dogudan (Do&Co) und Gerhard Zeiler (CNN/Turner Broadcasting System International) sollen ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger dabei „ermutigen“.

Dem Vernehmen nach kam die Gratiskampagne sehr gut an und fand große Unterstützung: Sowohl TV- und Hörfunk-Spots als auch Print-Anzeigen, Out-of-Home- und Online-Maßnahmen konnten realisiert werden. Als ihr Ziel wurde angegeben, „das Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen der Österreicher zu stärken, einen positiven Ruck im Land auszulösen und auf die vielen Chancen und Möglichkeiten, die in unserem Land stecken, hinzuweisen“.

Dies geschieht im gezeigten TV-Spot erst einmal durch „De-finition“, sprich Abgrenzung, wozu „Wut“ nicht taugt: „Wut ist keine Lösung“, „Wut engt ein“, „Wut nutzt keine Chancen“, „Wut schafft keine Toleranz“. Ich nehme jetzt einmal an, dass dies alles durch Mut bewerkstelligt werden könnte. Diese gedankliche Leistung müssen die Betrachter der Kampagne selber leisten.

Warum aber nutzt der Spot ausgerechnet eine Frisbeescheibe? Zum Hintergrund sei gesagt, dass der Frisbeesport in Österreich – anders als in Deutschland – bereits offiziell anerkannt ist durch die Bundessportorganisation. Doch mit Sport hat der Spot ja nun herzlich wenig zu tun. Dennoch greift auch im Video das Grundprinzip des Werfens und Fangens, das als Sinnbild für ein Kommunikationsmodell von Sender und Empfänger gelten kann: „Ich habe etwas zu sagen. Hörst Du mir zu?“ Tatsächlich geht es beim Teamsport Ultimate Frisbee darum, dem fangbereiten (aufnahmebereiten) Mitspieler in den Lauf zu passen, um so Raum zu gewinnen und damit die gegnerische Endzone zu erreichen, in der gepunktet wird.

In Sachen Ermutigung böte jedoch gerade der Sport Ultimate jede Menge Anhaltspunkte der „Ermutigung“, die in dem Spot meiner Meinung nach etwas kurz kommt. Ultimate legt die Verantwortung für den geregelten Spielverlauf auf die Mitspieler. Ein externer Schiedsrichter ist nicht vorgesehen. Stattdessen sind die Mitspieler aufgefordert, in kritischen Situationen…

1. …ihren Mund aufzumachen (ein Ruf wie „Foul“, „Out“ oder „Down“ friert den Spielverlauf ein)
2. …ihre Sicht der fraglichen Spielsituation kurz und wahrheitsliebend (!) darzustellen
3. …sich rasch zu einigen: Können wir uns auf eine Sichtweise einigen? – Wenn nicht, geht die Scheibe zurück zum vorigen Werfer.
4. …das Spiel zügig wieder fortzusetzen, so als habe es die Unterbrechung nicht gegeben.

Sprich: Der Lösungsweg im Ultimate basiert auf der Übereinkunft, dass niemand absichtlich die Regeln verletzt, dass alle Mitspieler die Regeln kennen und auf Basis dieser Kenntnis urteilen müssen und, dass der Respekt vor dem Gegenspieler (es gibt nur zwei Meinungen) über dem Willen zu siegen steht. Diese freiwillige Selbstverpflichtung unter dem Begriff „Spirit of the Game“ eröffnet Chancen, wie wir auch in der Gesellschaft miteinander umgehen.

Ich setze dieses im Teamsport einzigartige Verfahren mit lateralem Management gleich: Führen durch Überzeugen, sich auf Augenhöhe begegnen und ohne übergeordente Instanz Handlungsfähigkeit herstellen. „Toleranz“ oder „Respekt“ ist dabei ein Eckpfeiler neben den weiteren „Regelkenntnis“, „Wahrheitsliebe“ und „Eigenverantwortung“.

Diese sportliche Ermutigung oder Ermächtigung in Konfliktsituationen konstruktiv miteinander umzugehen stellt ein sehr gut zu der Kampagne passendes Potenzial dar, das bisher noch nicht aktiv in diesen Zusammenhang gestellt wurde. Ein erster Schritt wäre es, die „Mut statt Wut“-Kampagne auf Sportflugscheiben umzustellen (nach meinem Dafürhalten handelt es sich bei den in den Werbedarstellungen verwendeten um Billigprodukte). Ein nächster wäre es, dass die Mutbürger, die sich die Scheibe zuwerfen, eine kleine Unterweisung im Frisbeespielen erhielten. Dann kommen die Pässe (oder die Botschaften) noch besser an und es macht noch viel mehr Spaß!

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