post Kategorie: Teambuilding post Kommentare (0) post18. Juli 2012

Die Begriffe „Heil“ und „Hölle“ entstammen, wenn ich mich recht erinnere, derselben Wortwurzel (beides abgeleitet von der germanischen Herrscherin der Unterwelt „Hel“). Entsprechend eng beieinander liegen auch im Teamsport Glorifizierung und Untergang, sodass die Parallelisierung mit Religionen naheliegt. Dies trifft bei teams noch stärker zu als bei Individualsportlern, da die Teams die Leistungen einzelner Mitspieler, mehr noch: Jahrzehnte und Jahrhunderte überdauern können (im Fußball zumindest schon mal eines).

Eine Arbeitsgruppe der Uni Bielefeld um den Theologen und Psychologen Constantin Klein beschäftigt sich passend dazu mit der Frage, ob ein Teamsport (Fußball) eine Religion sein kann (zur Studie).  Auch von den Anfängen des Frisbeesports ist bekannt, dass sich in den 1970-er Jahren manche Anhänger der damals neuen bewegung „Frisbeeterianer“ nannten (Anspielung auf Presbyterianer als vierte christliche Hauptgruppe neben Lutheranern, Täufern und Anglikanern, die im 16. Jahrhundert aus der Reformation hervorgingen).

Im Interview in der Welt am Sonntag beschreibt Constantin Klein einige quasi-religiöse Rituale, die sich mit Meisterschaften verbinden: Meisterschalen werden im Korso durch die Stadt gefahren wie Monstranzen bei einer Fronleichnamsprozession, Fangesänge werden während Spielen fast wie Gesänge aus der krichlichen Liturgie angestimmt (im Wechselgesang zwischen Nord- und Südkurve), und weiter: In England gibt es sogar Clubs mit Rasenflächen innerhalb des Vereinsgeländes, die für Fan-Bestattungen vorgesehen sind.“

Nach diesem Punkt verweist Constantin Klein auf Ballspiele, die bei den Maya und Azteken feste Bestandteile  religiöser Rítuale waren, die jedoch mit der Opferung der Sieger endete (oder der Verlierer, die Forschung ist sich uneins). Interessanter als zahlreiche Beispiele von religiösen Fußballriten aus aller Welt (Indonesien, Südkorea, die „Maradona-Kirche“ in Argentinien) sind die abergläubischen oder pseudoreligiösen Handlungen, die manche Fußballfans ritualisiert bei Spielen ihrer Clusbs vollziehen.

Dei zentrale Stelle des Interviews ist für mich jedoch die Aussage, „was Religion eigentlich leistet. Dann geht es um solche Dinge wie Sinnstiftung, Handlungsanleitung, Erklärungsmuster für das eigene Weltbild, Gemeinschaftsstiftung, Integration, Verpflichtung auf gemeinsame Werte.“ In diesem Zusammenhang komme ich unweigerlich auf dias sinnstiftende Zusammenspiel im Ultimate Frisbee zurück: Die Handlungsanweisungen in den Regeln gehen bis ins Detail, was gerne gesehen wird und was nicht. Gleichzeitig agieren die Spieler als die eigenen Schiedsrichter gemäß einer ausgeklügelten Handlungsanweisung, die ausdrücklich Wahrheitsliebe und Prägnanz erfordert. Zwei Beteiligte klären nach einem Ruf, der den Spielfluss unterbricht, was sie meinen gesehen zu haben. Können sie sich nicht auf eine Sichtweise einigen, geht die Spielscheibe zurück zum vorigen Werfer.

Das sind Erklärungsmuster (respektive Handlungsanweisungen) für das praktische Zusammenleben. So kann es funktionieren, auch außerhalb des Sports! Das ist Gemeinschaftsstiftung, das fördert auch die Integration, und es ist eine explizite Verpflichtung auf gemeinsame Werte. Die Werte dieses „Spirit of the Game“ heißen Respekt vor dem Gegenspieler, Eigenverantwortung (auf Basis Regelkenntnis) und nicht zuletzt auch Wahrheitsliebe. Um auf den Titel des Eintrags zurückzukommen, halte ich diese Art des Zusammenspielens für heilsam, wohingegen sich auf einen externen Schiedsrichter zu beziehen, ihn anzuflehen und dafür gelb zu kassieren, idch geradewegs ins die Hölle bringt. 🙂

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