post Kategorie: Spirit of the Game post Kommentare (2) post11. Februar 2013

Bei der Frage, wie das besondere Handlungskonzept des Teamsports Ultimate Frisbee gelehrt werden kann, hat mich immer gestört, dass es dazu keine anderen Materialien gab als die Regeln selbst – und die damit inbegriffene Vorgabe, als Trainer ein gutes Vorbild abzugeben. Mit der „BE CALM“-Initiative, die der Flugscheiben-Weltverband WFDF vor einiger Zeit vorgestellt hat, ist nun jedoch ein zusätzliches Instrument vorhanden, das geeignet ist, den besonderen „Spirit of the Game“ des Sportes Ultimate zu vermitteln – auch über direkte Fragen der Regelanwendung und -interpretation hinaus. Nach längerer Beschäftigung ist mir nun eine Übertragung ins Deutsche gelungen, die kurz „DENKEN“ heißt.

Wie im englischen Original stehen die sechs Buchstaben dabei für eine Eselsbrücke, die das Vorgehen im Konfliktfall anchvollziehbar machen soll. Im Englischen stehen die Buchstaben des Begriffs „BE CALM“ für „Breathe – Explain – Consider – Ask – Listen und „Make a Call“. Im Deutschen geht die Übertragung des Sinnspruchs ähnlich vor. Die sechs Buchstaben stehen hier für „Durchatmen – Erklären – Nachdenken – Kontaktieren – Ermitteln und Nachricht geben“. In beiden Fällen gibt es bei genauem Hinsehen ein gewisses Verbesserungspotenzial. Aber es ist schon ungemein schwierig überhaupt eine geeignete Eselsbrücke zu finden, die selbst ein sinnvolles Wort ergibt, das zudem genau sechs Buchstaben lang sein sollte… 😉

Wozu überhaupt ein solches Vorgehen? Diese Handlungsanweisung hängt mit der Besonderheit des Sportes Ultimate zusammen, dass er als einziger Teamsport weltweit ohne externe Schiedsrichter gespielt wird. Das bedeutet für die aktiven Spieler mehrere, zusätzliche Eigenschaften:

– sie müssen die Regeln kennen, um strittige Situationen danach beurteilen zu können

– sie müssen sich in strittigen Situationen selbst zu Wort zu melden und mit einem so genanten „Freeze Call“ ein vermeintliches vergehen monieren

– sie müssen in der anschließenden Konfrontation mit dem gegnerischen Spieler (denn nur jeweils die gewöhnlich zwei beteiligten Spieler sind gefragt) einen ruhigen Kopf bewahren und möglichst schnell wieder eine Spielfähigkeit herstellen.

Das bedeutet: Zuerst sagt der Rufer, was er für einen Regelverstoß beobachtet hat. Dann erklärt er gegner, wie er die Sachlage einschätzt. Bei den Fällen, in denen es um Linienverstöße („in“ oder „aus“) oder um einen vermeintlichen Bodenkontakt der Scheibe („up“ oder „down“) handelt, KÖNNEN zudem Außenstehende gefragt werden. Dann ist aber auch genug geredet und der Rufer und sein Gegenspieler müssen eine Entscheidung fällen, wie es weitergeht: Entweder sie kommen in der Einschötzugn der Sache überein und das Spiel wird an dieser Stelle weitergeführt oder es liegt ein angefochtener Ruf vor („Contest“), dann geht die Scheibe meist zurück zum vorigen Werfer.

An dieser Stelle muss allen sportfremden Lesern gesagt werden: Das funktioniert fantastisch, weltweit, sogar bei Weltmeisterschaften und den World Games (in diesem Jahr in Cali, Kolumbien), aber es erfordert Disziplin, Eigenverantwortung, Respekt vor Gegner und Wahrheitsliebe. Anders kann das Spiel nicht laufen, als dass sich alle Spielerinnen und Spieler freiwillig auf diesen Ehrenkodex verpflichten, der in § 1 des Regelwerks ausführlich unter dem Begriff des „Spirit of the Game“ ausgeführt ist.

Damit abschließend noch einmal zurück zu der Handlungsorientierung, die durch das „BE CALM“ – oder „DENKEN“- Verfahren gegeben ist (wie ich es auch auf der Seite „Den Spirit verbessern“ des Deutschen Frisbeesport-Verbandes ausgeführt habe:

Breathe – don’t react straight away
Explain – what you think happened
Consider – what they think happened
Ask – other players for advice (on perspective and rules) if needed
Listen – to what everyone has had to say
Make a call – loudly and clearly (and use Hand Signals)

Und in meiner deutschen Übertragung bedeutet „DENKEN“

Durchatmen – und nicht sofort reagieren
Erklären – was deiner Meinung nach passiert ist
Nachdenken – darüber, was der anderen Meinung nach passiert ist
Kontaktieren – wenn nötig anderer Spieler zu ihrer Sicht auf Vorgang und Regeln
Ermitteln – und zuhören, was jeder Gefragte dazu zu sagen hatte
Nachricht geben – klar und deutlich (den Call mit Handzeichen unterlegen)

Hurra..es gibt bislang 2 Kommentare ;)

#1

[…] überzeugend aus meiner durch den Frisbeeesport geprägten Sicht das Prinzip der Eigenverantwortung, wie wir es im Sport Ultimate Frisbee leben und auch auf das sonstige Sozialverhalten übertragen […]

#2

[…] ruhig zu bleiben (gemäß der englischsprachigen Eselsbrücke „BE CALM“, auf deutsch die „D.E.N.K.E.N.-Regel“), deinen Ruf laut und klar vorzubringen und am besten dabei das passende Handzeichen zu […]

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